Bierkistennot

Weil Biertrinker verstärkt zur Mehrwegflasche greifen, werden bei Beck‘s jetzt die Kisten knapp

taz ■ Bei der Bremer Interbrew-Tochter Beck‘s werden die Bierkisten knapp. Hauptgrund ist das seit Anfang 2003 gültige Einwegpfand: Weil dies die Rückgabe von Getränkedosen und Einwegflaschen kompliziert und uneinheitlich regelt, sind viele Biertrinker verstärkt auf Mehrwegflaschen umgestiegen. Eigentlich eine gute Sache, zumindest für die Umwelt. „Die Steigerungsraten im Mehrwegsektor sind enorm“, bestätigt Beck‘s-Sprecher Jörg Schilling. Gleichzeitig entsteht daraus jedoch ein Problem: Solange Verbraucher ihre Bierkisten zu Hause stapeln, fehlt das leere Nachfüllpack dem Brauer.

Schon hat Beck‘s seine eingemotteten, dunkelgrünen Traditions-Kästen wieder aus dem Keller geholt – und Lieferengpässe so vorerst verhindert. Doch appelliert Unternehmenssprecher Jörg Schilling an die Bier trinkende Kundschaft: „Bringen Sie die Kästen so schnell wie möglich zurück.“ Niemand brauche zwar befürchten, demnächst auf dem Trockenen zu landen, beschwichtigt er. Doch müsse der Leergut-Kreislauf im Fluss gehalten werden.

Die Kistennot greift derweil im ganzen Land um sich. „Das heiße Wetter hat nicht gerade dazu beigetragen, dass sich die Lage entspannt“, diagnostiziert Erich Dederichs vom Deutschen Brauerbund in Bonn. Bis zu einer Millionen Bierkästen samt Flaschen fehlten den Brauereien seit Wochen bundesweit.

Den eigenen Kistennotstand genau beziffern will Beck‘s nicht, doch steht fest: Er ist wie die Brauerzeugnisse auch hausgemacht. Neue Kästen nämlich bedeuten auch neue Kosten – und vor denen schrecken die Abfüller bislang noch zurück: „Wegen der ungeklärten Gesetzeslage ist das finanzielle Risiko einfach zu groß“, erklärt jedenfalls Beck‘s-Sprecher Jörg Schilling. Schließlich sei unklar, wie es mit dem Einweg-Pfand weitergehe. Würde die Nachfrage an Einwegdosen oder -flaschen nach einer rechtlichen Änderung wieder zunehmen, würden die Brauereien auf ihren Kisten sitzen bleiben.

Wer nun das Sixpack im Pappkarton für den Königsweg des Trinkers hält, der irrt. Auch hier gilt: Die Mehrweg-Bierflasche wandert vom Einzelhandel nur kistenweise in die Brauerei zurück. Damit bleibt die einzige Lösung die schnelle Kistenrückgabe. Denn selbst wenn Beck‘s jetzt wollte – einfach neue Bierkästen einkaufen dürfte dem Brauhaus kaum gelingen. „Alle Kistenhersteller in Deutschland und Europa sind auf Monate ausgelastet“, schildert Erich Dederichs vom Bund der Bierbrauer die aktuelle Lage.

Christian Ehlers