Friedman wird endlich verziehen

BERLIN taz ■ Der jüngst in die Kritik geratene TV-Moderator Michel Friedman kann aufatmen. Nach seiner öffentlichen Bitte um Verzeihung und eine „zweite Chance“ haben sich jetzt erstmals zwei Prominente gemeldet, die Friedman seine Kokain- und Sex-Eskapaden verzeihen und ihm eine „zweite Chance“ geben wollen. „Wir finden, dass Michel Friedman eine zweite Chance verdient hat“, erklärten die Wahrheit-Autoren Heribert Lenz und Gerhard Henschel bei einer Pressekonferenz im Kölner Dom. Die Wahrheit über Friedmans ungeheuerliche Drogen- und Sex-Eskapaden habe sie „zutiefst schockiert und verletzt und auch menschlich bitterlich enttäuscht“, äußerten die Autoren und wiesen darauf hin, dass es in ihrer Jugend weder Sex noch Drogen gegeben habe. Doch wenn Friedman nun auf den Pfad der Tugend zurückfinde, seien sie bereit, ihm zu verzeihen und ihm auch als Fernsehmoderator eine „zweite Chance“ zu geben. Die erste Chance habe er sich „durchs Koksen und durch die Sache mit den Prostituierten vermasselt“, merkten Lenz und Henschel an, „aber wenn er das alles bereut, wenn er wirklich aufrichtig in sich geht und uns schwört, dass so was nie wieder vorkommen wird, dann soll er seine zweite Chance haben!“ In Intellektuellenkreisen ist der mutige Vorstoß des Duos auf Kritik gestoßen. „Das verzeihe ich dem niemals, niemals!“, rief am Ende der Konferenz der amtierende Titanic-Chefredakteur Martin Semmelborn, und aus einer Gruppe desorientierter FDP-Veteranen aus Nordrhein-Westfalen wurden drei Zwergtomaten in Richtung Altar geworfen. In einem offenen Brief an die Harburger Morgenpost erklärte der ehemalige SPD-Vorsitzende Björn Engholm, dass er aus Protest gegen das „Soli-Duo“ künftig keinen ARD-„Tatort“ mit den Kommissaren Lenz und Henschel mehr anschauen werde: „Die Zeiten sind vorbei!“ Lenz und Henschel spornt das nur an: „Jetzt verzeihen wir Michel Friedman erst recht. Wenn er will, geben wir ihm auch eine dritte Chance!“ Wer bietet mehr?