Populär und erzkatholisch

Blühende Listen Europas (6): United Kingdoms Rechtsparteien. Ihr Programm: Raus aus der EU

Die britischen Unterhauswahlen haben manchmal einen hohen Unterhaltungswert: Da treten vollkommen chancenlose Kandidaten in bunten Kostümen mit absurden Forderungen an, so dass eine Art Karnevalsstimmung aufkommt. Bei den Europawahlen – in Großbritannien wird bereits am Donnerstag, in Irland am Freitag gewählt – geht es ernsthafter zu, auch wenn kein Mangel an merkwürdigen Parteien herrscht, vor allem im rechtsextremen Spektrum. Neben den English Democrats und der British National Party tummelt sich dort auch die United Kingdom Independence Party (UKIP). Ihr Sprecher Robert Kilroy-Silk war früher Abgeordneter und BBC-Reporter. Nachdem er sich abfällig über Araber geäußert hatte, warf ihn die BBC hinaus. Jetzt kandidiert er für die UKIP und tritt in ihrem Werbespot im Fernsehen auf. „Wir haben die Tür für 75 Millionen Immigranten aus dem Ostblock geöffnet“, sagt er mit besorgter Miene. „Wir schicken täglich 50 Millionen Pfund nach Brüssel. Das Geld können wir in Großbritannien besser gebrauchen.“

Die UKIP möchte eine „einvernehmliche Scheidung“ von der EU. Genügend britische Wähler wollen das auch, die Partei stellt drei Europaabgeordnete und liegt bei Meinungsumfragen bei rund 18 Prozent – auf Kosten der Tories, die eigentlich gehofft hatten, Labours Dilemma mit dem Irakkrieg besser ausnutzen zu können.

Auch Dana in Irland gehört zum rechten Spektrum. Eigentlich heißt sie Rosemary Scallon, aber als Dana gewann sie 1970 mit „All kinds of everything“ den Eurovisions-Gesangswettbewerb zum ersten Mal für Irland. Weil Erfolge in internationalen Wettbewerben damals ein Novum für die Iren waren, ist Dana so populär, dass ihre Anhänger sie 1997 zur Präsidentschaftswahl aufstellten. Sie scheiterte mit ihrem konservativen und erzkatholischen Programm zwar, wurde zum Trost jedoch ins Europäische Parlament gewählt und muss ihren Sitz nun verteidigen.

RALF SOTSCHECK