unterm strich
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Den heutigen Abend werden eine Menge Jazzfans mit alten Platten verbringen. Mit Django Reinhardt und Louis Armstrong, mit Ella Fitzgerald oder Billie Holiday. Wenn dann auf ihrer Version von „April in Paris“ das Saxofon einsetzt, kann man ihn noch einmal sehr lebendig hören, seine klare Melodieführung, den eleganten Schwung, mit dem er über Tonleitern tanzte. Das war Benny Carter, der am Wochenende in Los Angeles mit 95 Jahren gestorben ist.

Sein eigener Nachlass umfasst 50 Schallplattenproduktionen, das ist für die enorme Zeitspanne von 1930 bis 2002, in der Carter Aufnahmen machte, fast bescheiden. Aber seine Auftritte als Gast und Mentor lassen sich kaum zählen. Er hat für Count Basie Arrangements geschrieben, er hat beim frühen Dizzie Gillespie dirigiert, und er hat mit jeder Jazzgröße der 30er-, 40er-, und 50er-Jahre gespielt. Swing, Bop, in Bigbands genauso wie im Quartett.

Benny Carter wurde am 8. August 1907 geboren, in einer ziemlich wüsten Gegend von Manhattan – dort, wo heute das Lincoln Center steht. Bereits mit 15 Jahren gab Carter erste Konzerte in Harlem, 1935 ging er nach Europa, um in Pariser Clubs zu spielen und um dem Tanzorchester des BBC als Arrangeur mehr Leben zu verpassen. Als der „King of Jazz“, wie ihn seine Mitmusiker nannten, mit Radioshows und dem Soundtrack zum Film „Stormy Weather“ einen ersten Höhepunkt seiner Karriere hatte, war in Deutschland Swingtanzen verboten. In den USA konnte man ihn über 60 Jahre lang zumeist in kleinen Clubs hören. Oder in Fernsehserien wie „M Squad“. Zuletzt wurde Carter 2000 von Bill Clinton mit der „National Medal of Arts“ ausgezeichnet.

Auch der kubanische Musiker Compay Segundo ist tot. Der mit „Buena Vista Social Club“ berühmt gewordene Sänger starb 95-jährig (Nachruf folgt).