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: „Vor Folklore habe ich keine Angst“

Der junge polnische Dirigent Krzysztof Urbański gastiert beim NDR-Sinfonieorchester

taz: Herr Urbański, warum dirigieren Sie heute Abend ausgerechnet drei slawisch-folkloristische Stücke?

Krzysztof Urbański: Weil ich es für wichtig halte, osteuropäische Kultur zu präsentieren.

Aber bedienen Sie damit nicht folkloristische Klischees?

Davor habe ich keine Angst.

Warum kombinieren Sie Wojciech Kilar, der auch Filmmusik schreibt, mit dem „seriösen“ Komponisten Antonín Dvorák sowie mit Bohuslav Martinu?

Weil es eine Chance ist, einen polnischen Komponisten zu präsentieren, der hier nicht so bekannt ist. Auch wollte ich etwas spielen, dass sehr „polnisch“ ist. Und das Stück „Orawa“ ist stark von polnischer Folklore inspiriert.

Ist Kilar der beste lebende polnische Komponist?

Ich bin nicht sicher, ob er der beste ist. Ich mag seine Musik sehr. Ob sie überdauert, wird sich zeigen. Ich glaube schon, dass er neben Penderecki und Górecki zu den derzeit Bedeutendsten zählt.

Worin unterschiedet sich das Timbre der Warschauer Philharmoniker, die Sie daheim dirigieren, von dem der NDR-Sinfoniker?

Die Instrumentengruppen des NDR-Sinfonieorchesters sind sehr gut ausbalanciert; die Musiker hören hervorragend aufeinander. Hinzu kommt die exzellente Akustik des Liebermann-Studios. Die Akustik im Saal der Warschauer Philharmoniker ist dagegen schwierig: Blech und Percussion klingen dort fast immer zu laut. INTERVIEW: PS

19 Uhr, Rolf-Liebermann-Studio, Oberstraße 120

Fotohinweis:KRZYSZTOF URBANSKI, 26, ist Dirigent.