was macht eigentlich... … die Adbusters?
: Die schöne Werbung kaputt

„Geheime Verführer“ hieß ein 50er-Jahre-Bestseller, in dem der Publizist Vance Packard vor dem süßen Gift der Werbung warnte. Produktmarketing ist seitdem hundertmal intelligenter geworden, witzig, selbstironisch. Aber das Anliegen ist das gleiche geblieben: künstliche Bedürfnisse schaffen, verkaufen, Profit steigern.

Die Adbusters nervt das. „Adbuster“ heißt so viel wie Werbejäger. So gesehen brachte gestern ein Adbuster-Grüppchen ein Stück Großwild zur Strecke: In 30 Metern Höhe spannten sie ein extra angefertigtes Banner über das Riesenposter der Berliner Bank, das auf dem eingerüsteten Turm von St. Marien der evangelischen Kirche als Einnahmequelle dient. Aus dem Slogan „Wir sind ihre persönliche Bank“ wurde so „Wir sind ihr Bankenskandal“.

„Das Land ist durch den Bankenskandal pleite, aber die Berliner Bank wirft immense Summen für eine Werbekampagne zum Fenster hinaus“, sagen die Adbusters – und dass sich die Aktion nicht nur gegen dieses Berliner Spezifikum richtet. Sondern gegen Werbung überhaupt: gegen „Durchdringung des Lebensraums mit Kapitalinteressen“, gegen „Produkte“ einer ganzen Industrie, die nur das Wohlergehen Weniger maximieren.

Ein Graus ist den Adbusters – wen wundert’s – der „Werbekongress 2004“, auf dem die Branche seit gestern junges Kreativpotenzial umwirbt: „All diese Kreativität und Energie könnte in die gerechte und soziale Gestaltung unserer Gesellschaft fließen.“ Da haben die Adbusters noch eine Menge zu tun. Wir sind gespannt.

CLP
FOTO: ADBUSTERS