Ministerin beim Fototermin

Unternehmen machen Verluste, wenn sie ausbilden. Ministerin Bulmahn machte auf ihrer Ausbildungsplatz-Tour Station in Bremen, um an Unternehmer zu appellieren

taz ■ Die Firma Heino Ilsemann ist vorbildlich. Deshalb hat die Handelskammer das mittelständische Unternehmen vorgeschlagen für den Besuch der Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD). Bulmahn ist gerade auf Tour für ihre „Ausbildungsoffensive 2003“, und da sind best-practice-Betriebe gefragt. 7 Prozent beträgt die Ausbildungsquote in dem etwa 300 MitarbeiterInnen starken Betrieb, sagt Firmengründer Heino Ilsemann. Wenn fünf Prozent der Durchschnitt wären, dann hätten wir keine Probleme, lobt ihn die Ministerin. Warum ist die Firma Ilsemann so vorbildlich? Der Chef hat dafür eine schlichte Erklärung: Er war früher bei den Pfadfindern, er wollte immer schon etwas für die Jugend tun.

Geht es, wenn es um Ausbildungsplätze geht, um Reminiszenzen und moralische Appelle? Die „Ausbildungsreise“ der Ministerin, deren Besuch auch in Bremen in der Sommerloch-Flaute viele Journalisten lockte, erweckt diesen Eindruck.

Gastgeber Heino Ilsemann liebt das offene Wort. Erstens, sagt er, koste es ein Unternehmen richtig Geld, auszubilden. So schlicht sei die Wahrheit. Erwarte man im Ernst, dass für hunderttausende Jugendlicher Unternehmer gefunden würden, die aus purer Menschenfreude Ausbildungsplätze schafften? Zweitens, sagt der Unternehmer, gebe es viele Bewerber, die hätten Schwächen im Rechnen und Schreiben und könnten sich nicht benehmen. Solche könne man nicht gebrauchen – was die Schule alles versäume, könne ein Betrieb nicht kompensieren.

Die Firma Ilsemann stellt Verpackungsmaschinen her. Vor der Gesprächsrunde wurde die Ministerin durch die Werkshallen geführt. Da wurde ganz unfreiwillig eine dritte Seite des Problems deutlich: Ilsemann produziert Maschinen, die zum Beispiel 100 CDs in der Minute fachgerecht verpacken. Ilsemann exportiert in 60 Länder. Menschen, die früher vielleicht ihren Lebensunterhalt damit verdient haben, dass sie etwas verpacken, werden nicht mehr gebraucht.

Am Runden Tisch werden viele Worte gemacht, um die „Benachteiligten“ unter den Schülern – und wie man ihnen helfen kann. Überbetrieblich werden die, die nicht gebraucht werden, ausgebildet, mit „Ausbildungsbegleitenden Hilfen“ (ABH) versehen. Nützen tut es wenig.

Drei „Azubis“ begleiten den Rundgang der Ministerin, vorbildliche Azubis. Drei von denen, die keine Probleme mit der Sprache haben und die ihrem Betrieb vielleicht dann doch auf Dauer treu sind und das Geld wert, das er in sie investiert. kawe