beim promi-friseur (2)
: Wie ich einmal ganz viele Reaktionen auf eine Kolumne bekam

Für berühmte Kolumnisten – wie etwa Harald Martenstein – ist es wahrscheinlich eine Selbstverständlichkeit und längst lästig, ständig auf das angesprochen zu werden, was man in Texten dieser besonderen Form von sich preisgibt. Aber für mich als Autorin ganz gewöhnlicher Zeitungsartikel ist es immer etwas ganz Besonderes, wenn ich auf meine Texte mal richtig viele Reaktionen bekomme.

Nach meiner ersten Kolumne über meine Promi-Friseurin vor zwei Tagen passierte genau das. Nicht nur, dass KollegInnen und Bekannte plötzlich Bemerkungen über meine Haare machten („Schicke Frisur, Alke! Echt viel Volumen!“). Nein, Herr Martenstein, der berühmte Kollege und nicht nur Protagonist, sondern auch Ursache meines Textes, meldete sich höchstpersönlich bei mir. Er fragte an, ob ich die Höhe des Trinkgelds, das er unserer gemeinsamen Friseurin gegeben hätte, denn wirklich zu niedrig finden würde. Ich hatte in meiner Kolumne nämlich erzählt, dass ich nach dessen Höhe gefragt hatte. Schließlich wollte ich der Friseurin selbstverständlich genauso viel geben wie mein berühmter Kollege.

Deshalb möchte ich hier öffentlich klarstellen: Nein! Ich finde nicht, dass das Trinkgeld zu niedrig war. Zwar soll die Summe weiter ein Geheimnis bleiben – nur so viel: Herr Martenstein gibt sie um 50 Cent höher an als die Friseurin selbst, die dadurch um 50 Cent mehr Trinkgeld meinerseits gekommen ist, denn ich wollte ihr ja genauso viel geben wie er. Sicher aber ist: Harald Martenstein ist kein Knauserer, und diesen Eindruck habe ich niemals erwecken wollen. Er ist ein sehr großzügiger Mann.

Das hoffe ich auch in anderer Hinsicht. Denn nach seiner E-Mail meldete sich unsere gemeinsame Friseurin – die übrigens Shmuni heißt, sehr klein und Aramäerin ist – telefonisch bei mir. Sie hatte davon, dass die ganze Geschichte von mir und ihr und „dem Martin“ in der Zeitung steht, erfahren, weil sie nachher noch einer weiteren Kundin von der Begegnung mit den zwei Journalisten erzählt hatte – und die ihr am nächsten Tag berichtete: Shmuni, das steht heute alles in der taz!

Und Shmuni fand es zwar lustig, in der Zeitung zu stehen. Sie fürchtet aber nun, dass sie, gerade Promifriseurin geworden, diesen Status wieder verlieren könne, weil Herr Martenstein sich vielleicht darüber ärgern würde, dass sie mir von ihm erzählt hat.

Lieber Harald Martenstein, deshalb bitte ich Sie ganz dringend: Seien Sie Shmuni nicht böse! Sie hatte ja nichts Übles im Sinn, als sie mir von Ihnen erzählt hat; sie wusste ja gar nicht, über wessen prominenten Haarschopf sie da plaudert, bevor ich es ihr verraten habe. Und dass so Schreiberlinge wie Sie und ich dann immer alles gleich ausplaudern, dafür kann sie ja auch nichts.

Bleiben Sie also doch bitte unserer Friseurin Shmuni treu. Ich verspreche Ihnen auch, dass dies meine zweite und letzte Kolumne über Promifriseure ist. Keine Zeile mehr über Wellen, Trinkgeld und Volumen – Ehrenwort! Und ich habe auch keinem der neugierigen und eitlen Kollegen verraten, wo unser Promifriseur ist. ALKE WIERTH