Protest-Seilspringen für mehr Personal

Die Sport-Studis der Uni Bremen setzen sich für ihren Studiengang ein. Drei Professoren für 1.000 Studierende sind ihnen zu wenig

taz ■ Mit Springseilen und Volleybällen demonstrierten gestern rund 200 Sportstudierende auf dem Marktplatz für mehr Personal in ihrem Studiengang. Wie berichtet, befürchten die Studis, dass ein Drittel ihrer Veranstaltungen im kommenden Semester ausfallen wird. Bei 19 Theorie-Veranstaltungen steht nach Angaben des Sportstudenten Michael Mansholt noch nicht fest, wer diese unterrichten wird. Dabei sei das Lehrpersonal in dem größten Lehramtsstudiengang der Uni jetzt schon knapp. Für 1.000 Studierende sind gerade einmal drei Professoren da – im Bundesdurchschnitt seien es mehr als doppelt so viele, so Mansholt. „Wir werden aus Pflichtveranstaltungen rausgelost, weil wir zu wenig Dozenten haben.“ Auf diese Weise würde sich das Studium bei vielen länger hinziehen.

Bisher wurde der Personalmangel dadurch aufgefangen, dass fünf so genannte „Lehrkräfte für besondere Aufgaben“ (LfbA) mit unbefristeten Verträgen einen Großteil der Lehrpflichten inklusive Prüfungen übernommen hatten. 28 LfbAs gibt es an der Uni, die meisten in Studiengängen wie Musik, Kunst und Sport. Laut Hochschulgesetz dürfen sie eigentlich nur für die Praxisseminare und einen kleinen Teil Theorie eingesetzt werden – besondere Aufgaben eben. Doch bei den Sportlern sei das nie so gewesen, sagt Ulrich Meseck, seit 1991 LfbA im Studiengang Sport. „Reine Praxisseminare gibt es eigentlich auch nicht – wir bringen denen ja nicht einfach Schwimmen bei“, sagt Meseck. Und: „Das wurde 20 Jahre von der Uni geduldet.“ Der Grund für die fest zugedrückten Augen der Unileitung: Die LfbAs sind billige Arbeitskräfte, da sie nur nach Gehaltsstufe BAT II a bezahlt werden und rund 2.000 Euro weniger als die Profs verdienen. Gegen diese Ungleichbehandlung hatten Meseck und eine Kollegin geklagt. „Wir machen dieselbe Arbeit und manchmal mehr“, so Meseck. Sein Ziel: Eine Gehaltserhöhung um eine oder zwei Stufen. Doch das Arbeitsgericht wies Mesecks Klage zunächst ohne Begründung zurück.

Mit den Klagen sei die Uni wohl wieder aufgewacht, glaubt Meseck. Das Ergebnis: Die LfbAs müssen jetzt wieder Dienst nach Vorschrift machen, womit das Personalproblem nicht gelöst sondern verschärft werde. „Wir wissen noch nicht, wer die Veranstaltungen machen wird“, räumte Fachbereichsdekan Jürgen Lott ein.

Die Uni will das Problem jetzt auf ihre Weise lösen. Laut Uni-Sprecherin Winnie Abraham wird es ab dem kommenden Semester für den Studiengang Sport eine Zulassungsbeschränkung geben. Statt 260 Studierenden wie im letzten Jahr könnten in Zukunft nur noch knapp die Hälfte ein Sportstudium beginnen.

C. Ehlers / E. Bruhn