Die Partysanin aus Nordwestengland

Labour-Kandidatin Rupa Huq glaubt, Farbe ins EU-Parlament bringen zu können, und das nicht nur, weil ihre Eltern aus Bangladesch stammen. In den 90ern bewegte sich Huq in der freien Partyszene der Insel. In Fabrikruinen tanzten Jugendliche tagelang zu House, um der harten ökonomischen Realität der Tory-Jahre zu entfliehen. Die Konservativen wollten die illegalen Partys mit rigiden Strafen bekämpfen. Huq engagierte sich gegen diesen Puritanismus. Sie wurde DJ und mixte Elektro-Beats und asiatische Sounds. Nebenbei ging sie zur Uni und forschte zu Jugendkulturen. In ihrer Analyse kam Labour als Sachwalter von Jugendinteressen schlecht weg. Den Flirt der Blair-Regierung 1997 mit dem Britpop kritisierte Huq als Anbiederung. Doch trotz Sympathie für außerparlamentarische Proteste blieb sie Labour-Mitglied. Huqs aktive Parteiarbeit begann 1996, als sie für ein Jahr einer EU-Abgeordneten assistierte. An Tony Blair lobt sie, dass er EU-freundlicher agiert als seine Amtsvorgänger. Auf die britische EU-Skepsis setzt aber die British National Party, die in Nordwestengland, wo die 37-Jährige auf Platz 8 der Labour-Liste kandidiert, vor der Wahl Stimmung gegen Migranten machte. Umso fester ist Huq überzeugt, dass die asiatischen Briten in der EU Vertreter brauchen, die ihre Ankunft in Europa bekräftigen. Huqs Familie ist ein Beispiel erfolgreicher Integration, und ihre Schwester hat mehr Fans, als Rupa mit einem EU-Mandat je wird kriegen können: Konnie wurde 1997 die erste asiatischstämmige Moderatorin von „Blue Peter“, der wichtigsten BBC-Kindersendung. OLIVER POHLISCH