Trau dich, Europa!

342 Millionen EU-BürgerInnen wählen ihr neues Parlament – mehr als je zuvor. Warum das so wichtig ist: Das taz-Dossier zur Europawahl auf den Seiten 2 bis 5

Bei der Europawahl am Sonntag wählen die Deutschen keine europäische Regierung. Und sie stimmen auch nicht über den EU-Kommissionspräsidenten ab. Am Sonntag entscheiden die Deutschen allein über 99 Abgeordnete, die sie im Europaparlament vertreten werden. Doch das ist schon eine ganze Menge. Denn seit den ersten Direktwahlen zum europäischen Parlament vor 25 Jahren ist die Bedeutung dieses Parlaments immer weiter gewachsen. Ist das viel beklagte Demokratiedefizit immer geringer geworden. Rund 80 Prozent aller EU-Richtlinien müssen inzwischen vom Parlament abgesegnet werden. Besonders viel Macht hat es beim Verbraucherschutz, aber auch die EU-Erweiterung wäre ohne Zustimmung der Abgeordenten nicht möglich gewesen. Und wenn die Verfassung beim EU-Gipfel in Brüssel nächste Woche unter Dach und Fach gebracht wird, wächst die Macht des Parlaments noch weiter. Dann werden die Bürger Europas tatsächlich den Präsidenten der Kommission wählen.

Die taz widmet der Europawahl ein vierseitiges Dossier. Wir berichten vom Wahlkampf in Breslau, Prag, Wien und Meran, analysieren die künftige Machtverteilung im Parlament und beschreiben, für was ein Europaabgeordneter so alles zuständig ist. Acht Portraits von Kandidaten zeigen, wie groß die Vielfalt in einer EU mit 25 Nationen inzwischen geworden ist. 342 Millionen Europäer haben noch bis Sonntag die Chance über die Machtverteilung in Brüssel zu entscheiden. Eine Chance, die man sich eigentlich nicht entgehen lassen sollte. SABINE HERRE