Kameraden unter sich

Im Örtchen Heilshoop soll ein Zentrum für Schleswig-Holsteins Alt- und Neonazis entstehen. Heute ist Holocaust-Leugner Manfred Roeder Gast, Proteste sind geplant

Heilshoop taz ■ Kaum aus der Haft, setzt sich der Überzeugungstäter wieder für den „Umsturz“ ein: Heute Abend will der wegen Rädelsführerschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilte Neonazi und Holocaust-Leugner Manfred Roeder in Heilshoop (Kreis Stormarn) unweit Lübecks seine „Abrechnung mit der BRD“ vortragen. Eingeladen hat ihn Dieter Kern, Wirt des dortigen Gasthofs „Landhaus“.

Seit Anfang März führt der ehemalige Bedienstete im Lübecker Umweltamt den Landgasthof im Zentrum der kleinen Gemeinde, in der gut 600 Menschen leben. Abends allerdings, so berichtet ein Jugendlicher, würden kaum Anwohner das „Landhaus“ besuchen. Die Kneipe dürfte Kern nicht allein aus finanziellen Gründen übernommen haben. In letzter Instanz hatte das Bundesarbeitsgericht Erfurt die Stadt Lübeck bestätigt, als diese Kern aus dem städtischen Dienst entlassen wollte. Kern hatte die Anschläge auf das World Trade Center im September 2001 als „längst überfällige Befreiungsaktion gegen die USA“ bezeichnet.

Der Vorsitzende des „Bündnis Rechts“, eines Netzwerks von Neo- und Altnazis, hofft vielmehr, in Schleswig-Holstein ein weiteres Zentrum für die Kameraden aufbauen zu können. Zwei „Liederabende“ fanden bereits im „Landhaus“ statt. Eine Musikveranstaltung mit dem Neonazi-Barden André Lüders ist für den 17. Juli angekündigt.

Als am vergangenen Dienstag Antifaschisten in Heilshoop Flugblätter gegen den neuen Pächter verteilten, wurden die Jugendlichen von mehreren Neonazis bedroht. Die Rechten möchten offenbar ungestört bleiben. Ihre Veranstaltungen werden deshalb auch nur im internen Kreis und ohne direkte Ortsangabe beworben. „Anmeldung erbeten!“, heißt es so auch über die heutige Runde mit Manfred Roeder.

In Ruhe wird dessen Auftritt aber wohl nicht ablaufen: Zu so lautstarkem wie friedlichem Protest rufen mehrere antifaschistische Initiativen für den späten Nachmittag auf. „Wir möchten verhindern, dass sich erneut ein Nazitreffpunkt im Norden etabliert“, erklärt ein Veranstalter.

Von beiden Seiten bedrängt fühlt sich der Bürgermeister von Heilshoop, Wendelin Herbrand. Gegenkundgebungen findet er „unpassend“ – „wir sind doch ein heiles Dorf“. Andreas Speit