So etwas wie eine Karriere

Das Bo, Star-HipHopper aus Hamburg, hat sein erstes Solo-Album veröffentlicht. Ein Gespräch

von Eberhard Spohd

Das Bo macht seit 1991 deutschen Rap. 1994 veröffentlichte er mit seinem Partner Tobi das erste Album, um später, unter dem Namen Fünf Sterne Deluxe zum Quartett erweitert, in den Charts aufzutauchen. Im Sommer 2000 erschien seine erste Solo-Single unter dem Titel Türlich, ’türlich (sicher Dicker), die sich 220.000-mal verkaufte. Vier Jahre später erschien dieser Tage auch sein Solo-Album mit dem Titel Best of III Alleine, auf der der 29-Jährige wieder versucht, neue musikalische Wege mit traditionellem HipHop zu verbinden.

taz: Haben sich deine Ansprüche nach dem Erfolg von „Türlich, ’türlich“ geändert?

Das Bo: Gar nicht. Ich bin bei so etwas relativ unbeeindruckt. Wichtiger als Positionen oder Zahlen ist mir, dass mich die Leute auf der Straße ansprechen und mir erzählen, wie geil sie das Stück fanden. Bei meinem ersten Album muss ich mich als Künstler etablieren und die ganze Bandbreite dessen anbieten, was ich bin. Musik lebt schließlich von Emotionen, und wenn man viele verschiedene auf ein Album packen kann, dann ist das doch am besten. Das neue Album ist ziemlich funky geraten. Das liegt an den Leuten, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Man hört den Einfluss von Sven Waje, der einige Tracks produziert hat, und der hat immerhin schon mit Maceo Parker gespielt. Ich wollte auch nicht klingen, als käme ich aus Amerika. Statt dessen wollte ich meine eigenen Gefühle in Musik umsetzen.

Darin spiegelt sich aber auch deine Verwirrung und Verunsicherung gegenüber der Gesellschaft wider.

Viele Leute versuchen nur zu imitieren. Sie trauen sich nicht, sich mit den anderen auseinander zu setzen. Das ist das Hauptproblem in der Kommunikation: Alle denken, dass alle anderen so denken wie sie selbst. Das ist der größte Trugschluss, den es gibt. Ich wiederum finde es am interessantesten herauszufinden, warum jemand etwas macht, wie er es macht. Diese Erfahrung treibt mich dazu weiterzumachen.

Was treibt dich denn dazu, immer weiter Musik zu machen?

Ich wollte immer mit Menschen etwas zusammenmachen, zunächst mit Tobi, dann mit Fünf Sterne Deluxe und all den andere Leuten. Dadurch hat sich irgendwann so etwas wie eine Karriere ergeben, und heute verdiene ich mein Geld mit Musik. Irgendwann haben wir bemerkt, dass wir den Leuten mehr bedeuten, als wir selbst wahrgenommen haben.

Denkst du denn, dass du gehört wirst?

Ich will nicht gehört werden, ich will gefühlt werden.

Aber du begibst dich da doch auch in eine Gefahr: Ein Titel geht ums Saufen, einer ums Kiffen. Hast du nicht Angst, dass du darauf reduziert wirst?

Ich habe so lange gearbeitet, bis ich das Gefühl hatte, dass ich mich in allen Facetten abgebildet habe, von aggressiv bis entspannt. Deshalb habe ich mich auch bewusst für ein Schnaps- und ein Kifferstück entschieden. Aber auch damit habe ich mich auseinandergesetzt. Es kommt ja immer gleich der Vorwurf, dass man das als Vorbild nicht machen könne, aber ich glaube nicht, dass irgendjemand wegen mir kifft. Wenn die Eltern verkacken, muss ich mich doch nicht um deren Kinder kümmern.

Der Song „Nur ehrlich“ beginnt mit der Zeile „Ich mach mein Ding“, einem Standardsatz des deutschen HipHop. Geht das überhaupt?

Natürlich ist das eine Floskel, die erst ihre Bedeutung bekommen muss. Aber entweder man hat Bedeutung, oder man bedient etwas.

Was bedeutet das für dich – dein Ding zu machen?

Das ist der Schlüssel zu meinem Leben. Alles, was ich heute bin, bin ich nur durch die Musik. Ich habe immer HipHop-Musik gemacht und geliebt, und einmal saßen Tobi und ich in einer Spartensendung im Fernsehen und bekamen erzählt, dass wir das alles nur verarschen. Heutzutage ist keiner von den Kritikern von damals noch aktiv, ich mach aber immer noch mein Ding.

Dafür musst du aber auch mit anderen Leuten zusammen arbeiten.

Nicht unbedingt. Aber andere Menschen bringen einen weiter. Je weniger Einflüsse auf einen wirken, desto weniger kann man diese Welt verstehen. Natürlich macht die Welt auch Angst, aber man kommt besser in ihr klar, wenn man sie kennt. Diese Soloplatte ist mir deshalb wichtig, weil ich damit als Künstler und als privater Mensch komplett bin. Am Ende klingt das alles so, wie ich es mir vorgestellt habe.