Glasbau hinter dicken Mauern

Radio Bremen präsentiert der Öffentlichkeit bis heute keine Entwürfe für das Faulenquartier. Dabei war der erste Wettbewerb schon im November abgeschlossen. „Schlechter Stil für ein Kommunikationsunternehmen“, kritisieren Beiräte

Bremen taz ■ Soviel ist schon durchgesickert. Der Neubau, den Radio Bremen in der kleinen Straße Geeren im Faulenquartier errichten wird, soll ein fünfgeschossiger, lichter Glasbau sein. Ansonsten aber wird bei Radio Bremen nach wie vor mit dicken Steinen gemauert – im übertragenen Sinn. Zwar bekamen am Donnerstag Baupolitiker und Fachleute den Gewinnerentwurf eines Architektenwettbewerbs zu sehen. Der aber ist schon über ein halbes Jahr alt und im Grunde, so Senatsbaudirektor Uwe Bodemann, „kalter Kaffee“, denn der Entwurf des Hamburger Architekten Jürgen Böge geht noch davon aus, dass das ehemalige Saturn-Kaufhaus durch einen Neubau ersetzt wird. Das ist seit den jüngsten Absprachen zwischen Intendant Heinz Glässgen und Bausenator Jens Eckhoff (CDU) hinfällig. Verwirklicht werden aber wohl die Entwürfe Böges für den Neubau, der anstelle des Parkhauses Diepenau entstehen soll, und für das Gebäude am Geeren. Der Öffentlichkeit werden aber auch diese Pläne wohl so bald nicht gezeigt.

Genervt reagiert auf diese Geheimhaltungspolitik die Sprecherin des Beirats Mitte, Monika Heuss (Grüne). „Wieso wurden nicht schon im November die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs präsentiert?“, fragt sie. „Und wie geht es jetzt weiter? Wann erfahren die Anwohner im Faulenquartier, was in ihrer Nachbarschaft gebaut wird?“ Sie erinnert etwa an die öffentliche Debatte um das Parkhaus in der Langenstraße. „Man muss doch den Leuten im Quartier wenigstens die Gelegenheit zum Kommentar geben“, fordert sie. Im Sender herrscht dazu Funkstille, beinahe: „Wir können den Entwurf aus formaljuristischen Gründen nicht zeigen, solange der Auftrag nicht vergeben wurde“, sagt knapp die Umzugsbeauftragte Brigitta Nickelsen.

„Natürlich kann man die Ergebnisse eines Wettbewerbs zeigen“, halten Senatsbaudirektor Bodemann und Beiratsfrau Heuss dagegen. Bodemann verweist auf den Wettbewerb für ein neues Parkhaus auf dem Grundstück von Eggers und Franke, dessen Sieger-Modell demnächst in einer öffentlichen Präsentation zur Debatte gestellt wird. „So muss man das machen“, sagt Bodemann.

„Ein Kommunikationsunternehmen, das die Kommunikation über solche Bereiche ausschließt, ist schon nicht ganz stilsicher“, urteilt Ortsamtsleiter Robert Bücking. „In Hamburg würde man aus einem solchen Wettbewerb selbst ein mediales Ereignis machen“. Zwar habe er Verständnis dafür, dass Glässgen angesichts der Unsicherheiten bei den Umzugsplänen nicht die ganz große Glocke läute. Man könne aber auch selbstbewusst und bescheiden zugleich auftreten. hey