Vom Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Über 180 Jugendliche aus ganz Europa zelten und feiern in der „Young European City“ auf dem Alexanderplatz

Eva klebt einen grünen Punkt auf die Europakarte und stellt sich vor: „Ich komme aus dem Osten der Slowakei und mag an meinem Land die Natur und die Menschen.“ Auch die anderen Teilnehmer des Workshops „Europa 2100 – Creating a vision“ sagen kurz, was ihnen am eigenen Land gefällt, bevor es richtig losgeht. Elf Jugendliche aus der Slowakei, Italien, Polen und Deutschland diskutieren darüber, wie für sie Europa aussehen soll.

Dafür sind sie zusammen mit 180 anderen jungen Europäern auf den Alexanderplatz gekommen. Seit Donnerstag steht vor dem Haus des Lehrers eine Zeltstadt: die „Young European City“. Nach einer symbolischen Einbürgerung und musikalischem Bühnenprogramm wurde es am Freitag ernst. In diversen Workshops haben sich die Jugendlichen ihr Traumeuropa zusammengebastelt und -geredet.

Den Europa-2100-Workshop leitet Rebekka Bendig von der Drehscheibe Kinder- und Jugendpolitik gemeinsam mit der slowakischen Praktikantin vom Kinderring e. V., Simona Tomaskovka. Beide sind davon begeistert, wie gut die Jugendlichen die Angebote der Zeltstadt annehmen und auf Deutsch oder Englisch in Kontakt kommen. Als erste Aufgabe des Workshops schreiben die Jugendlichen auf kleine Karten, was ihnen an Europa nicht gefällt. All das wird, bunt gemischt, an eine große Stellwand gepinnt. Favoriten sind „Arbeitslosigkeit“ und „Berlusconi“. Schwieriger wird es, passende Überschriften für die verschiedenen Einzelprobleme zu finden. Nicht alle beteiligen sich enthusiastisch an der Diskussion, manchmal fehlen die Argumente auf Englisch und irgendwie scheint alles mit allem zusammenzuhängen. Aber vor der Mittagpause steht fest, was für die Gruppe zu den drängendsten Problemen gehört: Arbeitslosigkeit und Armut, Umweltzerstörung, Informationsmangel, Korruption und Intoleranz. Und ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, wie eine europäische Identität aussehen könnte.

Die Ergebnisse der einzelnen Workshops wurden gestern Nachmittag den anderen Jugendlichen vorgestellt, später diskutierte man mit deutschen Kandidaten für das Europaparlament. Die Bürger der „Young European City“ hoffen, dass sie ihre Interessen künftig stärker im Europaparlament vertreten.

Wichtiger als das Gespräch mit der Politik ist den Jugendlichen aber der Kontakt untereinander. Alle sind nach Berlin gekommen, um neue Leute kennen zu lernen. Radka ist 16 und mit fünf Mädchen aus der Slowakei angereist. Sie will „neue Erfahrungen machen und auch Freundschaften schließen“. Tomek, 20, aus Polen, findet es gut, dass er in der „Young European City“ erfährt, was andere in seinem Alter so über Europa denken. Alle loben am Programm, dass nicht nur Diskussionen stattfinden, sondern auch Partys zum gegenseitigen Kennenlernen. Bei der Vorstellung der einzelnen Gruppen hatten die Italiener den meisten Applaus geerntet. Ihr Statement: „Wir hoffen auf den Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“

„Young European City“, noch bis Sonntag auf dem Alexanderplatz. Sa., 11.30–18 Uhr, Mitmachaktionen, 19–22 Uhr Bühnenprogramm. So., 13.30 Uhr, „Marktplatz Europa“, 16.30–22 Uhr Bühnenprogramm, ab 22 Uhr Abschiedsparty im Club Zentral (S-Bahn-Bögen Rochstraße). Im Internet: www.young-european-city.de