musikparaden
: Love, hate, fuck – what the hell?

Solange der Rückschritt nur 15 Jahre umfasst und nicht 70, solange nicht zu Militärmusik über den Ku’damm defiliert wird, ist mir alles egal, mag der resignierte Berliner seufzen. Wie weit seine Geduld bei der Retromanie jedoch reicht, wird sich zeigen.

KOMMENTAR VON WALTRAUD SCHWAb

Die Love Parade, eine Sponsorenveranstaltung der Musikkonzerne, wurde abgesagt, weil ihr der politische Status verwehrt wurde und die Veranstalter damit den Dreck selbst hätten wegräumen müssen. Darauf melden unabhängige MusikerInnen, die derzeit von den Musikkonzernen in großem Stil um ihre Tantiemen gebracht werden sollen, für den Love-Parade-Tag eine Demo durch den Tiergarten an, um gegen solche Praktiken zu protestieren. Unterstützt werden sie von der Gema bis hin zu den Gewerkschaften. Die Versammlungsbehörde bezweifelt den politischen Status ebenfalls.

Nun jedoch haben Paradennostalgiker eine kleine Love Parade für den Ku’damm angemeldet – wie damals vor 15 Jahren. Hauptforderung: „Rückkehr der Love Parade 2005“. Anders als den Musikkonzernkritikern wird ihnen wohl amtlich – das pfeifen die Spatzen von den Dächern – der politische Status bewilligt.

Man mag geneigt sein, darin eine Provinzposse zu sehen. Nach jetzigem Stand aber ist dies vor allem eine Verkehrung von politischen Inhalten: Der Demonstration, die die Konzerne für ihr Monopolgebaren kritisiert, mit dem kleine Labels und damit die Vielfalt der Musik kaputtgemacht werden sollen, wird der politische Status verwehrt. Den anderen, die sich für eine Rückkehr des Verblödungsspektakels Love Parade einsetzen, hinter dem die Majors stehen, wird er gewährt. BerlinerInnen tun gut daran, dies aufmerksam zu verfolgen, sonst verheißt dies für die Zukunft tatsächlich nichts Gutes.