Missionarische Fanatiker

betr.: „Unheimlich gut“ von Robert Misik, taz vom 5. 6. 04

„Amerika entzieht sich schnellen Deutungen“, hie: D-Day, Schokolade und Nylonstrümpfe für die einstigen Feinde, dort schwarze Kapuzen und Digicams für die Folterungen in Bagdad, „der Kontrast könnte größer kaum sein“. Kontrast?

„Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt“ ist die überraschend schlichte Deutung, Herr Misik. Das haben zuletzt auch die von den USA installierten „nützlichen Idioten“ Saddam Hussein und Taliban zu spüren bekommen. Das ist kein Geheimnis, das ist Machtpolitik der Eliten, denen irgendwann alle Regeln egal werden. Die „Idee Amerika“ wurde schließlich auch geboren auf dem Leichenberg von 90 Prozent der Ureinwohner dieses Kontinents. Und mit dieser energetischen Qualität haben wir es eben auch heute noch zu tun.

Auch die Islamisten handeln in „tiefer Überzeugung von der Richtigkeit ihrer Mission“, wenn sie ein Gebäude mit hunderten von Menschen in die Luft sprengen. Und die palästinensische Hamas zum Beispiel ist auch als Sozialwerk in den Flüchtlingslagern gegründet und vollzieht diese Aufgaben tatsächlich. Es reicht an missionarischen Fanatikern. „Wir müssen diese Ambivalenz (nicht mehr) aushalten“. Wir sollten Ihr entschieden entgegentreten, in Worten und in Taten. Wir brauchen Friedensstifter und keine messianischen Gewalttäter, wenn es auch noch so „spannend“ zu beobachten ist.

THOMAS WOLTER, Curau