Und wieder „Bild“

Der Deutsche Presserat rügt das Boulevardblatt für dessen Berichterstattung über das schwere Busunglück in Ungarn

Hamburg/Kiel taz ■ Und wieder einmal hat es die Bild-Zeitung erwischt: Der Deutsche Presserat hat die Zeitung für ihre Berichterstattung über das schwere Busunglück in Ungarn gerügt. Bei dem Unglück waren am 8. Mai am Plattensee 32 deutsche Reisende und der Busfahrer ums Leben gekommen. Die meisten der Opfer stammten aus Schleswig-Holstein.

Der Presserat rügte, dass der Fahrer großformatig in einer Weise abgebildet worden sei, dass er zumindest für seine Familie und für Menschen aus dem näheren persönlichen Umfeld erkennbar geblieben sei. Auch Vorname, der erste Buchstabe des Familiennamens und das Alter waren genannt worden. Dem Foto beigestellt hatte die Redaktion die Schlagzeile „Er lenkte den Todes-Bus“.

Für diese identifizierbare Darstellung des Busfahrers gab es nach Auffassung des Presserates „kein öffentliches Informationsinteresse, das die schutzwürdigen Belange des Betroffenen und seiner Angehörigen überlagert hätte“, wie das Gremium formulierte. Der Presserat missbilligte im Komplex der Busunglücks-Berichterstattung auch drei Fotos, die Leichen von Opfern zeigen. Sie waren auf den Fotos zwar nicht zu identifizieren. Der Beschwerdeausschuss wertete die Veröffentlichungen jedoch als „unangemessen sensationelle Darstellung“.

Die andere Rüge gegen die Bild bemängelte eine nach Auffassung des Presserates vorverurteilende Berichterstattung über einen Rentner, der an einer Supermarktkasse eine Schlagersängerin verprügelt haben soll. Die Sängerin hatte Strafanzeige gegen den Rentner gestellt, der die Tat jedoch bestritt.

Trotzdem hatte Bild ihn als „Prügler“ und „Supermarkt-Rowdy“ tituliert. Für den Presserat ein klarer Fall von Vorverurteilung.

Der Presserat beschäftigte sich auf seiner Sitzung am Dienstag mit 26 Beschwerden. Außer den beiden Rügen sprach das Gremium auch noch fünf Missbilligungen aus. Peter Ahrens