Musik
: Schlange mit Scheitel, schmerzverzerrt

Snake ist ein Schurke, ein gerissener, von allen Hunden gehetzter Bursche, der sicher jede zwielichtige Bar zwischen New Orleans und Arizona von innen gesehen hat. Auch seine Band muss er irgendwo im Dunkeln aufgerissen haben: Männer in tadellosen Anzügen, doch von zweifelhafter Reputation. Dass diese elf Männer im richtigen Leben vom Neckar kommen, glaubt man eigentlich nicht. Mittlerweile sind sie allerdings bekannt wie bunte Hunde – die Mardi Gras Brass Band (Foto), die jeden Saal im Handumdrehen auf den Kopf stellt.

Plötzlich stehen sie da, mit zwei Posaunen, zwei Trompeten, zwei Saxophonen, einer Basstrommel, einer Snare und einem riesigen Sousaphone. Und was sie aus der Musik der alten Marching Bands der Südstaaten gemacht haben, ist furios: Alle Stile, von Funk über Soul, Ska, Reggae, Country bis hin zum Glamour der Discojahre kreuzen sie, lassen ihren DJ Mahmut einige kratzige Samples unterlegen und tragen das Ganze mit enormer Geschwindigkeit vor.

Das ist die Basis, auf der ein Mann seinen gefährlichen Zauber entfacht. Natürlich ist die Rede von Snake, der Schlange am Mikrofon, die sich den gepflegten Bryan-Ferry-Scheitel wohl nur zur Tarnung gezogen hat. Der dünne kleine Mann mit dem weißen Anzug, der schwarzen Gitarre und den schwarzen Schlangenlederstiefeln soll ein Despot sein, so hört man – ein Mann, der seine Gruppe nicht schont, dessen Wort Gesetz ist im sumpfigen Neckardelta. Kaum steht er auf der Bühne, zuckt sein Gesicht schmerzverzerrt, so als wollte er sagen: Es ist hart, vom Leben zu singen, die Musik lindert den Schmerz ein wenig, aber ich trage ihn immer mit mir.

Snake zuckt und wird vom Rhythmus durchgeschüttelt, dann lässt er lasziv ein imaginäres Rodeoseil schwingen, dann die feuerrote Maracas, um sich bald als warmherziger Romantiker vorzustellen. Oder wird er in der Astra-Stube den Country-Music-Lover geben? Vom Frankfurter Hazelwood-Label war zu erfahren, dass die Gruppe nicht in Komplettbesetzung in die Astra-Stube kommt. Neues vom Anfang Oktober erscheinenden Album Heat soll im Rahmen eines exklusiven Kleinkonzerts sozusagen genüsslich vorgekostet werden. MARC PESCHKE

Mitwoch, 20 Uhr, Astra-Stube