kucken se ma: auf bremens leinwand : „Cat Ballou“ – Jane und Marvin spielen Cowboy
Wenn das Wetter in diesen Wochen an den Freitagabenden tatsächlich einmal schön werden sollte, dann kann man gepflegt umsonst und draussen Filme sehen. Obwohl...wenn mit dem Haus am Walde (Kuhgrabenweg 2) ein Biergarten dieses Open-Air-Kino veranstaltet und zudem noch eine hiesige Brauerei als Sponsor auftritt, kann man sich schon ausrechnen, dass der Abend nich unbedingt billiger wird als in einem normalen Kino.
Aber die Atmosphäre ist trotz harter Holzbänke in lauen Sommernächten urdeutsch gemütlich, nirgendwo sonst in der Stadt findet man bis zu 2.500 Zuschauern vor einer Leinwand und das „Kino 46“ bemüht sich nun schon im 7. Jahr darum, hier ein interessantes Programm zu zeigen. In diesem Jahr ist „Elling“ schon ins Gewitterwasser gefallen, es sollen noch folgen: „American Beauty“, „Zugvögel“ und eine Kurzfilmrolle. Aber der Höhepunkt ist eindeutig die Vorführung von „Cat Ballou – hängen sollst du in Wyoming“. In dieser Westernkomödie aus dem Jahr 1964 spielt Jane Fonda eine junge Dorflehrerin, die in den wilden Westen kommt und sich dort so benimmt, wie sie es in den vor ihr heißgeliebten Groschenheften gelesen hat. Die alten Haudegen haben sich gefälligst dem Westernmythos entsprechend zu benehmen, und wenn der legendäre Revolverheld Kid Sheleen sich als lallender Suffkopp entpuppt, dann braucht Cat Ballou nur in den engen Jeans mit den Hüften zu wippen, und schon rauchen die Colts. Jane Fonda sieht höchstens in „Barbarella“ noch verführerischer aus, aber wirklich sehenswert wird der Film durch die oscarprämierte Leistung von Lee Marvin. Dieser ist als Kid Sheleen einer der komischsten Betrunkenen der Filmgeschichte (gleich nach Chaplin und W.C. Fields). In der besten Sequenz der Films demonstriert er, wie potent die Konventionen des Westernmythos sind: Seine Verwandlung vom Säufer in den klassischen Revolverhelden beginnt komisch: er zwängt sich in ein Korsett! Doch mit jedem angelegten Kleidungsstück und Accessoire – mit den Stiefeln, Sporen, Handschuhen und Colts – verändert sich nicht nur der Mensch vor unseren Augen, vielmehr spürt man förmlich, wie die Kraft des Mythos ihn füllt und ihn wirklich zum Westernhelden werden lässt.
Regisseur Elliot Silverstein ist oft albern in diesem Film, und längst nicht alle Pointen zünden. Aber man kann zu fast jeder Szene die Nachahmer aufzählen: alle Westernparodien bis hin zu den Bud Spencer und Terence Hill-Filmen kommen von dort, Mel Brooks hat hier seine Witze über jüdische Indianer in „Blazzing Sattles“ geklaut, und die beiden Moritatensänger Nat King Cole und Stubby Haye, deren Songs in der deutschen Synchronisation leider grausam dahingemetzelt wurden, sind die Großeltern der drei singenden Ratten in „Ein Schweinchen namens Babe“. Und wann hat man heute noch die Gelegenheit, solch einen schönen alten Kinoschinken auf einer großen Leinwand zu sehen?
Wilfried Hippen
Haus am Walde, Freitag 22 Uhr 15