Der große Abknipser

CDU-Bausenator Jens Eckhoffs erste öffentliche Amtshandlungen sind vor allem populistisch: Gestern war Bahnhofsvorplatz säubern dran. Vielleicht müssen auch Radler in der City bald länger zum Abstellplatz laufen

taz ■ „Dafür brauchen wir die Flex“, stellte Bausenator Jens Eckhoff (CDU) gestern fachmännisch fest und legte die groben Arbeitshandschuhe weg. Schon beim vierten Fahrrad, das er von einem der wenigen verbliebenen Radbügel auf dem Bremer Bahnhofsvorplatz entfernen wollte, kapitulierte er vorm Schloss. Ein Passant griente: „Da hat der Herr Senator ja mal eine sinnvolle Beschäftigung“, um dann einzuschränken: „Leider geht ihm das nicht so gut von der Hand.“

Trotzdem dürfte der frischgekürte Bausenator Eckhoff die Hitliste populistischer Senatorenauftritte seit Amtsantritt anführen. Während ein Gutteil der SenatskollegInnen im Urlaub weilt, mausert er sich zum Bremer Abknipser: Neben Fahrrädern will er ganz autofahrernah demnächst auch (rote) Ampeln verschwinden lassen, nach der Devise: Tagsüber Grüne Welle und Nachts ganz aus.

Doch halt – „eine Aktion gegen Fahrräder haben wir nicht gemacht“, stellt Bau-Sprecher Holger Bruns klar. „Sie ging gegen den Radschrott auf dem Bahnhofsvorplatz.“ Außerdem stehe sie für die Glaubwürdigkeit der Behörde, da der zentrale Platz zwischen Bahnhof und Hochstraße seit Mai von Rädern frei sein sollte. „Irgendwann muss man Ernst machen!“

Zugleich wird die Not – dass kein Investor das Sahnestück an Bremens Eingangspforte kaufte – zur Tugend gemacht: Ab heute verhandelt die Baubehörde mit dem „Sportgartenprojekt“ über die teilweise Nutzung der knapp 6.000 Quadratmeter-Fläche als Sportstätte – für Skater etwa. Ganz weltstädtisch würde die Hansestadt mit sowas zu Millionenstädten wie Lyon, Paris oder Rotterdam aufschließen – wo sich insbesondere männliche jugendliche Skater schon längst Bahnen in besten Citylagen erobert haben.

In Bremen freilich wird das nur befristet so sein – bis das Grundstück an Kaufleute weggeht. „Trotzdem ist das Angebot interessant“, sagt Ulrich Barde vom Sportgarten. Er will heute mit dem Senator über ein Projekt beraten, das Raum zum Sitzen und zum Skaten bietet. „Es wird kein reiner Skatepark mit Rampen“, so Barde. Vieles aber hänge davon ab, wieviel Geld die Baubehörde bereitstelle.

Das Kapitel Rad&Bahn wird die Behörde derweil noch beschäftigen: Das neue Radparkhaus müsse bekannter werden, heißt es. Klar sei aber, dass es ein Parkverbot für Velos auf dem Bahnhofsplatz nicht geben werde – schon wegen eines Urteils des niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts (taz berichtete). Das hatte wildes Rad-Parken am Bahnhof gestattet und einem Radler Recht gegeben, der für das amtliche Wegschaffen seines Drahtesels keine 15 Euro zahlen wollte.

Dessen ungeachtet suchen Bremer Radexperten Wege, das wilde Parken an Fußgängerknotenpunkten in der City, etwa vor Karstadt, einzudämmen. „Zusammengeschlossene Fahrräder machen Seitenstraßen und Eingänge für Rettungsfahrzeuge oft unpassierbar“, sagt Bruns. „Das geht so nicht.“ ceh/ede