Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Die Ferien des Monsieur Hulot“ 22. 7. im Arsenal 2

„Shaft“ und Blaxploitation, die Zweite: In der von John Singleton inszenierten Neuauflage von „Shaft“ verkörpert Samuel L. Jackson die Titelrolle und tritt wie sein Vorgänger Richard Roundtree zur Verbrechensbekämpfung im langen Mantel an. Dreist behauptet der Film eine nicht nur optische Verwandtschaft des schwarzen Polizisten mit dem „Onkel“ Shaft, der ziemlich gut erhalten mit seinem obligatorischen Rollkragenpullover und zwei flotten Mädels im Arm in einer augenzwinkernden Hommage am Rande auftaucht. Auch die Titelmusik von Isaac Hayes ist geblieben, doch damit enden die Analogien zum Detektivfilmklassiker von 1970 dann auch.

Denn „Shaft“ ist anno 2000 nicht mehr – aber auch nicht weniger – als solides und unterhaltsames Action-Kino, dessen häufiger Rückgriff auf alte Blaxploitation-Muster nicht kaschieren kann, dass mit dem neuen Shaft lediglich ein ziemlich normaler Kinoheld die Arena betritt. Die Schauplätze wechseln in schneller Folge, Autoverfolgungsjagd und Schießereien en masse sind im Preis inbegriffen.

Einmal wird ein Problem angedeutet: Als „too black for the uniform, too blue for the boys“ charakterisiert Shaft sich selbst und spielt dabei auf das Dilemma der Akzeptanz bei den Polizeikollegen und den Streetgangs an. Doch auch über diesen Konflikt geht der Film rasant hinweg: Die nächste Explosion folgt auf dem Fuße. Aber dass ein schwarzer Filmheld heute mehr mit Dirty Harry als mit dem originalen „Shaft“ zu tun hat, ist ja vielleicht auch ein Zeichen von Normalität.

„Wild and Woolfy: Tex Avery, der Surrealist des Zeichentrickfilms (Kurzfilmprogramm)“ 17. 7. im Arsenal 1

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Halsbrecherisches Tempo und die völlige physische Deformation der Figuren in irren Verfolgungsjagden stehen im Mittelpunkt der kurzen Cartoons, die Fred „Tex“ Avery in den 40er- und 50er-Jahren für MGM drehte. Averys Motto lautete „In a cartoon you can do anything“ – folglich spielten Wahrscheinlichkeit und physikalische Gesetze in seinen Filmen keine Rolle: Im Klassiker „King-Size Canary“ (1947) kommt eine hungrige Katze auf die glorreiche Idee, einem mickrigen Kanarienvogel das Gartendüngemittel „Jumbo Gro“ einzutrichtern, was den Piepmatz zu ungeahnter Größe heranwachsen lässt. Alsbald entbrennt unter Beteiligung einer Maus und eines Hundes ein wilder Kampf um das Mittel …

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„Shaft – Noch Fragen?“ 17. 7. im Filmkunsthaus Babylon 1

Pünktlich zur Urlaubszeit sind sie wieder da: Jacques Tati und „Die Ferien des Monsieur Hulot“, jener Figur, die sich in einem ständigen und unfreiwillig anarchischen Kampf gegen die durchorganisierte Effizienz der „modernen“ Welt befindet. Denn auch die Ferien erscheinen hier geregelt wie ein Tag in der Fabrik, und Hulot, der das Wort Freizeit noch ernst nimmt, scheint überall nur zu stören … LARS PENNING