Turbine holt den Pott mit Zauberpässen

Die Fans jubelten bereits nach 38 Minuten: Furios jagen die Fußballerinnen von Turbine Potsdam die Frankfurterinnen mit 7:2 vom Rasen und sichern sich die Meisterschaft. Passend zur Wahl warten im Uefa-Cup jetzt europäische Herausforderungen

Trainer Schröder hatte sich in schwarzen Zwirn geworfen. So sehen Sieger aus

VON NANETTE-NATALIE NAUMANN

Turbine „POTTsdam“ hat den Pott. Vor 4.800 Zuschauern holten sich die Fußballfrauen des 1. FFC Turbine Potsdam im letzten Bundesligaspiel der Saison die deutsche Meisterschale. Im Entscheidungsspiel gegen den nunmehr entthronten Titelverteidiger 1. FFC Frankfurt siegten sie mit 7:2. Damit sind die Brandenburgerinnen automatisch auch für den Uefa-Cup qualifiziert und dürfen sich im nächsten Jahr auf der richtig großen europäischen Fußballbühne zeigen. „Wir haben etwas abgerufen, was tief in unserem Inneren lag. Ich bin stolz auf diese Mannschaft“, jubelte Turbine-Trainer Bernd Schröder nach dem Schlusspfiff.

Ein Unentschieden hätte seinem Team gereicht, doch damit wollten sich die Frauen, die dank des DFB-Pokal-Gewinns schon eine große Ehrung in dieser Saison genießen durften, nicht begnügen. Potsdam führte die in dieser Saison in der Bundesliga noch ungeschlagenen Frankfurterinnen mit Zauberpässen vor. Bernd Schröder hatte seine „Potsdamen“ nicht nur mit drei Sturmspitzen, Conny Pohlers, Anja Mittag sowie Petra Wimbersky, offensiv eingestellt, er hatte auch selbst Zeichen gesetzt. Statt wie gewohnt im Trainingsanzug an der Seitenlinie zu stehen, hatte er sich dieses Mal in feinen schwarzen Zwirn geworfen. So sehen Sieger aus.

Es waren gerade einmal 38 Minuten gespielt, da stimmten die Fans der Potsdamerinnen bereits ihren Jubelchor an: „Wir sind deutscher Meister!“ Angesichts einer 3:0-Führung nach Treffern von Conny Pohlers (9. Minute) und zweimal Petra Wimbersky (26. und 38.) und offensichtlicher Überlegenheit ihres Teams reagierten die Frankfurter Zuschauer darauf nicht mit eigenen Fangesängen, sondern mit Schweigen, was der Situation durchaus angemessen war. Zuvor hatte schließlich selbst die Frankfurter Torhüterin Marleen Wissink nach dem dritten Turbine-Treffer ihre Handschuhe und ihr Trikot weit von sich geschmissen, was einer Kapitulation schon sehr nahe kam. Beschäftigungslos dagegen auf der anderen Seite Nationaltorhüterin Nadine Angerer, die bis zu diesem Zeitpunkt nicht einen einzigen Torschuss zu parieren hatte und daher sicher dankbar war für wärmende Kleidung.

Mit vier Bussen und zahlreichen Pkws waren die Turbine-Fans nach Frankfurt ins Stadion am Brentanobad gereist, unterstützten ihre Mannschaft lautstark. Und die Brandenburgerinnen ließen zu keiner Sekunde einen Zweifel daran aufkommen, dass es an diesem Tag und in diesem Jahr nur einen Meister geben kann: Turbine. Fast schon müde lächelnd notierte man daher den vierten Treffer des neuen deutschen Meisters durch Conny Pohlers in der 53. Minute. Einzig Birgit Prinz, die Weltfußballspielerin des Jahres, bäumte sich gegen die Torgewalt von Turbine auf. Eine Notbremse im Strafraum, freilich nur mit Gelb geahndet durch Inken Becher an Prinz, bescherte Frankfurt einen Elfmeter. Pia Wunderlich verwandelte den Strafstoß in der 57. Minute zum 1:4. Die Antwort folgte in der 63. Minute, als Anja Mittag zum 1:5 traf, ehe Conny Pohlers ein weiteres Mal wie im Training abziehen durfte und mit dem 1:6 (68.) ihren dritten Treffer zur Meisterschaft beisteuerte. Immerhin schenkten die Frankfurterinnen ihrem Heimpublikum in der 75. Minute ebenfalls noch ein Tor, das 2:6 (Tina Wunderlich), doch in der gleichen Minute schoss Potsdam das 2:7 dank Viola Odebrecht.

Passend zum großen Wahlwochenende wird Turbine künftig also auch europäisch spielen: „Das ist wirklich ein Traum, jetzt international im Uefa-Cup zu spielen. Das wiegt noch mehr als die Meisterschaft und der DFB-Pokal“, sagte Nationalspielerin Petra Wimbersky, ehe sie in einer Sektdusche – anders als auf dem Platz – nahezu unterging. Derweil ließ sich Trainer Schröder von Torfrau Nadine Angerer und Mannschaftsführerin Ariane Hingst schultern. Damit wurde der Meistermacher mit der Mannschaft als tragender Säule endgültig zum Größten auf dem Platz.