Viel Geld für nichts

Die Internetorganisation „Icann“ macht mit Domain-Verzeichnissen ein gutes Geschäft. Auf Kosten der Kunden

Mit dem verdoppelten Haushalt der„Internet Corporation for Assigned Names and Numbers“ (Icann) – 15,8 Millionen Dollar – könnte man einen afrikanischen Staat ans Internet anschließen. Das wäre sinnvoll. Ob es die Icann ist, weiß keiner so genau.

Einen Teil ihrer Einnahmen kassiert die Icann bei Firmen, denen sie das Recht verleiht, ebenfalls Geld einzutreiben, ein anderer Teil besteht aus Spenden der Industrie und einen letzten Anteil bezahlen Vereine, die außerhalb der USA ein Telefonbuch für Computer herausgeben. Es enthält eine Liste von Namen, hinter denen eine Nummer steht: „www.taz.de“ und „212.91.251.182“ zum Beispiel. Ein solcher Eintrag heißt „Domain“. Das Telefonbuch für „.de“ wird vom Verein „Denic“ unterhalten. Ernsthaften Ärger gab es noch nie mit dieser sehr nützlichen Einrichtung, die in ihrer heutigen Form 1996 gegründet worden ist.

Seit 1998 existiert jedoch die Icann. Sie führt Welt-Konferenzen durch, weil das Telefonbuchsystem für Computer neben den nationalen auch ein paar globale Bände enthält, von denen besonders der eine, „.com“ genannte, eine spektakuläre Karriere hingelegt hat. Auch dafür reichten als Herausgeber ein paar Vereine im Stil der Denic aus, aber man erfand ein Supertelefonbuch, in dem die Computer ihre Nummer überprüfen können.

Im Haushalt der Icann stehen 5 Millionen Dollar für diese Dienststelle, obwohl alle Domain-Verwalter fast fehlerfrei arbeiten. Die privaten Registrierfirmen machen daraus ein nettes Geschäft auf Kosten ihrer Kunden. Dagegen wird in diesem Jahr zum zweiten Mal ein Dachverband protestieren, in dem sich die wichtigsten nationalen Vereine zusammengeschlossen haben.

Aber niemand hat den Mut, aus der Icann auszutreten. Offenbar gehört das Internet immer noch den Amerikanern.

NIKLAUS HABLÜTZEL