… Thilo Sarrazin?
: Dreht eine Personalkarussellnummer

Rettern haftet gewöhnlich eine mythische Symbolik an. Jesus Christus etwa, bekanntester Vertreter der Erlöserzunft, wird die Wandlung von Wasser in Wein zugeschrieben.

Von überirdischer Erhabenheit ist Thilo Sarrazin (SPD) weit entfernt. Berlins Finanzsenator hat sich dennoch zum Role Model des Retters entwickelt, nicht nur aufgrund seines hiesigen Wirkens als Haushaltssanierer. Der Mann der Zahlen verlässt sein Metier auch dann nicht, wenn er Hartz-IV-Empfängern finanzielle Inkompetenz in Ernährungsfragen unterstellt und ihnen Menüvorschläge macht wie vor knapp einem Jahr.

Notleidenden anderer Art könnte er augenblicklich helfen: Nach dem Rücktritt Günther Merls als Leiter des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung ist Sarrazin im Gespräch für die Nachfolge. Das ist nichts Neues: Bereits Mitte Dezember war der promovierte Wirtschaftswissenschaftler für den Lenkungsausschuss des Bundesgremiums zur Rettung siechender Banken und des Vertrauens ins Finanzsystem gehandelt worden. Sarrazin hat sich schlichtweg als Retter der Leidenden profiliert: Finanzpolitisch als der des Berliner Haushalts, rhetorisch als der unterernährter Hartz-IV-Empfänger. Nun soll er die „notleidenden Banken“ retten, die sich seit vergangener Woche auch noch „Unwort des Jahres“ titulieren lassen müssen. Das ist zu viel der Not: Sarrazin wird’s nicht machen. Und stattdessen wohl im April in den Vorstand der Bundesbank wechseln. Retten kann man in diesen Zeiten von dort aus ganz gut. SEPU   FOTO: AP