Berufskollegs boomen

Weil Lehrstellen fehlen, besuchen immer mehr Jugendliche in Nordrhein-Westfalen Berufskollegs

DÜSSELDORF dpa/taz ■ Immer mehr Jugendliche ziehen die Schulbank der Werkbank vor: Während in den vergangenen zehn Jahren das Angebot an Lehrstellen in Nordrhein-Westfalen um über 20.000 Plätze geschrumpft ist, ist die Zahl der Jugendlichen, die eines der 360 Berufskollegs in NRW besuchen, seit 1998 um 14.000 auf mittlerweile 37.000 gestiegen.

Die meisten der rund 20 verschiedenen von den Berufskollegs angebotenen Lehrgänge sind allerdings nicht im bundesweiten Berufsbildungsgesetz verankert. Deshalb werden die Schüler vom Staat und nicht von der Handels- oder Handwerkskammer geprüft. Kritiker sehen hierin einen Mangel: „Wer eine betriebliche Ausbildung mit einer Kammerprüfung abgeschlossen hat, hat größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Regina Kerwien von der Bundesagentur für Arbeit.

Eine in Kürze anstehende Reform des Berufsbildungsgesetzes durch die Bundesregierung könnte diesen Mangel beheben: „Die Schüler könnten dann ein Recht bekommen auf die Kammerprüfung“, sagt Norbert Gudlat, Gruppenleiter im NRW-Bildungsministerium. Der Trend zur schulischen Berufsausbildung werde auch in Zukunft bestehen bleiben: „Zwangsläufig nehmen die Schülerzahlen zu, weil die Ausbildungsmöglichkeiten im Dualen System geringer werden“, sagt Gudlat. Zu einer Verstaatlichung der Ausbildung werde dies aber nicht führen.