Champions im Schach

Die Dortmunder Schachtage sorgen bereits sechs Wochen vor dem Start für Aufsehen. Neben der WM-Generalprobe gibt es etliche Neuerungen

Die Zuschauer können die physisch anspruchsvolle Denkarbeit auf etlichen Monitoren beobachten

VON HOLGER PAULER

Dortmund spielt jetzt doch Champions-League – im Schach. Die 32. Internationalen Dortmunder Schachtage, mittlerweile auf dem Namen Sparkassen Chess-Meeting modernisiert, gehören zu den wichtigsten Turnieren der Schachwelt. Vom 22. Juli bis 1. August werden allein vier Super-Großmeister für den Turniersieg denken, schwitzen, verzweifeln: Weltmeister Wladimir Kramnik aus Russland, Indiens Sportler des Jahres Viswanathan Anand, der Weltranglistendritte Peter Leko aus Ungarn, sowie Peter Swidler aus Russland. Ebenfalls am Start sind der jüngste Großmeister aller Zeiten, der 14-jährige Ukrainer Sergej Karjakin, sowie der Dortmunder Arkaidij Naiditsch. Gespielt wird in zwei Vierergruppen, die Erst- und Zweitplatzierten qualifizieren sich jeweils für das Halbfinale. „Wir hoffen mit dem so genannten Champions-League Format etwas mehr Spannung zu bekommen“, sagt Gerd Kolbe von der Stadt Dortmund. In den vergangenen Jahren habe es durch den Modus „Jeder gegen Jeden“ zu viele sehr kurze Remis-Partien gegeben.

Aufgewertet wird das Turnier durch mehrere Aspekte: Es wird das letzte Aufeinandertreffen von Wladimir Kramnik und Peter Leko vor dem WM-Kampf im September sein. Der Sieger im Dortmunder Vergleich sollte leicht favorisiert in die WM gehen. Vielleicht wird aber auch geblufft.

Ebenfalls interessant: Die Einführung der ACP-Tour im Jahre 2005. Nach dem Vorbild der ATP-Tour im Tennis können sich die Schachspieler über die Turniere einer Saison für ein Schach-Masters-Finale qualifizieren. Die Dortmunder Schachtage 2004 sind das erste Turnier, in dem Punkte für die Mastersserie gesammelt werden können. „Dadurch werden Attraktivität und Interesse steigen“, sagt Gerd Kolbe. Im letzten Jahr konnten an den acht Turniertagen immerhin 5.000 Besucher im großen Saal des Schauspielhauses begrüßt werden.

Die Zuschauer können die physisch anspruchsvolle Denkarbeit auf etlichen Monitoren beobachten. Die deutschen Schach-Großmeister Helmut Pfleger und Klaus Bischoff werden ihnen dabei ihre Sicht der Stellungen über einen Live-Kommentar nahe bringen. Wer es nicht schafft nach Dortmund zu kommen, der sollte auf die Zusammenfassungen im WDR-Fernsehen vertrauen oder einen Euro pro Tag ins Internet-Angebot investieren. Über einen Live-stream werden die aktuellen Partien samt Kommentar gesendet.

Auf die Partie Mensch gegen Maschine wird auch in diesem Jahr verzichtet. Die Erfahrungen waren nicht die allerbesten: Nachdem der deutsche Großmeister Robert Hübner – eh nicht mit dem stabilsten Nervenkostüm ausgerüstet – im Kubrick-Jahr 2001 gegen Computer Deep Fritz 3 ein mühsames 3:3 erkämpfte und seinen Gegenüber irgendwann keines Blickes mehr würdigte, wurde in den folgenden Jahren auf die Herausforderung der Technik verzichtet. Über eine Wiederholung wird dennoch nachgedacht. 2010 schätzen wir mal.

Neben dem Super-Turnier gibt es auch die Sparkassen-Open. Unterteilt in die Open A (offenes Profiturnier) und Open B (offen für alle Amateure). Am spielfreien 28. Juli findet dann ein Blitzschachturnier statt. Alle acht Großmeister des Superturniers treten gegen Amateurspieler an. Die Teilnehmerzahl ist auf 80 Opfer beschränkt. Anmeldebeginn: 1. Juli.

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