zwischen den rillen
: Unerschöpflicher Musikkosmos

„Workshop“ ist im Kern das Kölner Duo Kai Althoff und Stephan Abry.Beide arbeiten aber auch gerne als offenes Kollektiv und laden Gäste in ihr Studio ein. Der Bandname ist also Programm. Programmatisch ist auch der Entwurf ihrer Alben, die häufig konzeptionell organisiert sind. Das fiel auch wieder bei ihrem großartigen letzten Album „Es liebt Dich und Deine Körperlichkeit, ein Ausgeflippter“ auf. Dort kreierten sie eine altertümliche, vor Zärtlichkeit überbordende Liedermacherfolklore, vorgetragen in merkwürdigster Privatsprache. Einen derartigen einheitlichen Überbau sucht man bei dem neuen, inzwischen siebten Album „Yog Sothhoth“ zunächst vergebens.

Mit 20 Stücken und einer Spielzeit von knapp 80 Minuten kann man das getrost ein Doppelalbum nennen. Trotzdem klingt kein Stück wie das andere. Sollte man in der Konzeptlosigkeit der Platte das Konzept suchen? Die Presseaktion zur CD-Veröffentlichung, die Ende April stattfand und von der verstörende Kassetten-Aufnahmen im Umlauf sind, drängt einen jedenfalls, bei diesem Künstler-Band-Projekt nach übergeordneten Konzepten zu suchen.

Plötzlich wird man fündig, merkt, dass diese Ansammlung verschiedener Musiken, von Independent-Rock und Kraut- bzw. Art-Rock, über House und Industrial zu den Liedermacher-Songs und sogar Reggae-Vibes die Band-Geschichte abbildet. Denn „Workshop“ haben immer schon verschiedene Stile als Transportmittel ihres eigenen Ausdrucks verwendet: den Krautrock von Can in der Anfangszeit, Mitte der 90er Jahre Housemusik auf der LP „Talent“ und später jene Liedermacherästhetik.

„Yog Sothoth“ bringt nun dies alles zusammen – und noch viel mehr. Der „Workshop“-Kosmos scheint schier unerschöpflich, und von Plagiat kann bei all dem nicht die Rede sein. Denn so sehr die Kölner auch andere Stile adaptieren, so sehr ist auch immer ihr Sound, der spezifische Gesang und die eigentümliche Sprache ganz ihr eigener: „Workshop!“ Hoffen wir, dass dieses große Werk nicht den Zweck einer abschließenden Rückschau erfüllen soll und weitere Platten folgen. Wie andersartig auch immer die dann klingen werden. Christian Meyer

Workshop: „Yog Sothoth“. Sonig 37 CD, LC10761