Eins + eins = eins

Auch wer nicht in einem Einzeitungskreis lebt, hat es schwer, wenn die einzige Alternative „Bild“ heißt

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hat es eilig: Am 9. Juli soll sich der Bundesrat mit der umstrittenen Neuregelung des besonderen Kartellrechts für die Presse (taz berichtete) befassen, gleich nach der Sommerpause geht es dann in den Bundestag.

Kommt dann die geplante Liberalisierung des Wettbewerbsrechts für Zeitungen durch, wird der Pressekonzentration weiter Vorschub geleistet. Dabei gibt es schon heute in 299 von 443 Kreisen nur eine (Monopol-)Zeitung. Der „Einzeitungskreis“ ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Die taz stellt täglich einen vor. Und haut gelegentlich daneben: Rostock ist doch kein Einzeitungskreis. Hier erscheinen neben Springers Ostsee-Zeitung noch die Norddeutschen Neuesten Nachrichten (Auflage: 11.069), ein Ableger der Schweriner Volkszeitung. Und trotz heißen Bemühens geht uns auch mal was durch die Lappen: „Seit März versucht ein kleiner, unerschütterlicher Haufen von Journalisten mit einer Internet-Zeitung gegen das Monopol in Lübeck anzukämpfen. Es zeigen sich bereits erste Erfolge: Zurzeit verzeichnen wir 450 Leser am Tag“, schreiben uns die Macher von www.HL-live.de. Auch in Heidelberg ist die Lage nicht ganz so trotzlos, wie berichtet: Hier sendet das Freie Radio Rhein Neckar – bermuda.funk auf der UKW-Frequenz 105,4.

Bleibt die Frage, was eigentlich mit Großstädten ist, in denen neben einer klassischen Regional- bzw. Lokalzeitung als einzige gedruckte Alternative ein überregionales Boulevardblatt mit einem maximal ein- bis zweiseitigen Lokalangebot erscheint. Ist das ein Einzeitungskreis ? – Nach der taz-Definition schon. Wir stellen diese Woche die beliebtesten vor. STG