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: „Unklarheiten müssen weg“

Rolf Becker liest aus einem Buch über Waldemar Pabst, den wahren Mörder Rosa Luxemburgs

taz: Herr Becker, warum ist die Person Waldemar Pabst heute noch interessant? Rolf Becker: Erstens repräsentiert Pabst eine schlimme Kontinuität in der deutschen Geschichte. Er hat ja vom Ersten Weltkrieg an und während der Zeit des „Dritten Reichs“ im In- und Ausland sein Unwesen getrieben. Auch in der Adenauer-Zeit war er angesehen. Der zweite Grund ist Pabsts Verbindung zur SPD. Aus Sicht der Arbeiterbewegung müssen da Unklarheiten beseitigt werden.

Das wird nicht jedem schmecken.

Die Sozialdemokraten werden sich mit dem Buch von Klaus Gietinger sicher schwer tun. Schließlich wird ja hier die Rolle der SPD bei den Morden aufgedeckt. Diese Tatsache wertet der Historiker Hans-Ulrich Wehler zum Beispiel ganz anders: Erst vor wenigen Tagen hat er gesagt, dass Liebknecht und Luxemburg so oder so standrechtlich hingerichtet worden wären.

Wie hat sich das Interesse an der Zeit von Luxemburg und Liebknecht entwickelt?

Das Interesse hat ungeheuer zugenommen. Die Leute verlieren ihre Arbeitsplätze und stellen Fragen.

Mit welchen Reaktionen rechnen Sie?

Viele werden fragen, warum diese Information so lange unterschlagen wurde. Andere werden nicht glauben, dass man erst 90 Jahre später dahinter kommt, dass Waldemar Papst der Mörder von Luxemburg und Liebknecht ist. Das zeigt aber auch die Notwendigkeit, dass Geschichtsaufarbeitung selbst kritisch aufgearbeitet werden muss.INTERVIEW: UTA GENSICHEN

Lesung „Der Konterrevolutionär“: 19.30 Uhr, Werkstatt 3

Fotohinweis:ROLF BECKER, 73, Schauspieler und Sprecher