Weniger Spenden für „Brot für die Welt“

Hilfswerk nahm vergangenes Jahr fast 6 Millionen weniger ein, weil viele Spenden in die Flutnothilfe flossen

BERLIN taz ■ 5,9 Millionen Euro Spenden weniger als im Vorjahr erhielt die evangelische Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ 2002, das ist ein Rückgang um knapp 10 Prozent. Diese Mindereinnahmen habe vor allem die Jahrhundertflut an der Elbe verursacht, so Cornelia Füllkrug-Weitzel, die Direktorin des Hilfswerks: Viele Spenden seien in die Not- statt in die Entwicklungshilfe geflossen.

Der gestern vorgestellte Jahresbericht 2002 listet insgesamt 49,5 Millionen Euro an Spenden auf für „Brot für die Welt“. Davon wurden 1.200 Projekte unterstützt, insbesondere in der Gesundheits- und Bildungsförderung sowie der landwirtschaftlichen Entwicklung. Aber auch eine Kampagne gegen Landminen erhält Geld. Die Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika werden meist für drei Jahre bewilligt.

„Laufende Projekte sind vom Spendenrückgang nicht betroffen“, betonte Füllkrug-Weitzel gestern in Berlin. Doch fehlt das Geld für neue Aufgaben: „In der Aidshilfe würden wir uns gerne noch mehr engagieren.“ Derzeit fließen 4,4 Millionen Euro jährlich direkt in die Aidshilfe, aber auch in vielen weiteren Projekten spielt die Bekämpfung der Immunschwächekrankheit eine wichtige Rolle. Denn: „Aids frisst erreichte Entwicklungserfolge auf.“ Das musste „Brot für die Welt“ häufig selbst erfahren: So habe man habe in den vergangenen Jahren einheimische Helfer ausgebildet, die inzwischen an Aids erkrankt oder gestorben sind.

Den Spendenrückgang durch die Flut hält Füllkrug-Weitzel für „normal“ und „vorübergehend“. Größere Sorgen bereitet ihr die unsichere wirtschaftliche Situation in Deutschland, die die Spendenbereitschaft sinken lässt. Dies trifft „Brot für die Welt“ umso mehr, als man seit drei Jahren keine Zuschüsse mehr aus dem Steueraufkommen der Landeskirchen erhält. Man ist daher fast ausschließlich auf Spenden angewiesen.

Zwar wolle sich die Organisation bemühen, im laufenden Jahr wieder mehr Spenden zu sammeln. Aber nicht um jeden Preis: „Wir werden auch künftig in unserer Werbung keine Kinder mit Hungerbäuchen zeigen und auf die Tränendrüse drücken“, so die Direktorin.

Auch bei anderen Hilfsorganisationen, die sich auf längerfristige Entwicklungshilfe konzentrieren, gingen die Spenden zurück. Das katholische Hilfswerk Misereor musste im letzten Jahr nach Angaben eines Sprechers mit rund 11 Prozent Spendeneinnahmen weniger auskommen.

BERND MIKOSCH