Des Teufels Pinguine

Betr.: „Auch Lehrer brauchen Nachhilfe“, taz bremen, 16.1.2009

Ausgangspunkt des Schulprojekts gegen Homophobie war ein Vorläuferprojekt zum Thema Zwangsheirat und die Frage der sexuellen Selbstbestimmung von Schülerinnen. Öffentlich wurden Mädchen, die dieses Recht wahrnehmen, von jungen Machos als „Schlampen“ tituliert. Ich erlebe regelmäßig, dass dieses Recht bei Schwulen und Lesben noch heftiger in Frage gestellt wird. Auf den Fragebogen unserer Untersuchung fanden sich handschriftliche Äußerungen wie „Todesstrafe für Schwule“ und „Schwule ins Gas“. Für dies finde ich meine Bezeichnung „dumpfbackig“ geradezu freundlich und dafür habe ich die Bezeichnung gewählt. Die Befürchtung vieler Kollegen, dass solche „Argumente“ auch bei der Veranstaltung geäußert werden könnten, bestätigte sich zum Glück nicht.

Stattdessen wurde die Ablehnung von Homosexualität von Schülern damit begründet, „dass die Entstehungsgeschichte, die Gott höchstpersönlich uns auferlegt hat“ mit Adam und Eva und nicht Peter und Hans beginnt. Ich finde es als Lehrer angemessen, eine solche Sichtweise mit dem Hinweis zu versehen, dass es neben solchen „Glaubenssätzen“ wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die diese „Entstehungsgeschichte“ in Frage stellen. Ich finde es auch angemessen, Schüler vor einer Übernahme des „biblischen Berichts als einer historischen Tatsache“ zu warnen. Das endet bereits heute in der Planung von biblischen Erlebnisparks, in denen die Erdgeschichte auf 6.000 -10.000 Jahre veranschlagt wird. Ich finde dies ist tatsächlich „ein abenteuerliches Bibel-Verständnis“ und habe mich gefreut, dass der entsprechende Schüler danach klarstellte, man müsse ja nicht alles wörtlich nehmen, was in der Bibel steht. Schließlich habe ich später darauf hingewiesen, dass unter der Annahme einer göttlichen Schöpfungsgeschichte, dieser Gott auch schwule Pinguine und schwule und lesbische Menschen geschaffen haben müsse, sie also Teil eines solchen Schöpfungsplanes sein müssten. Oder steckt in jedem schwulen Pinguin in Bremerhaven in Wirklichkeit doch der Teufel? HANS-WOLFRAM STEIN, BREMEN