„Kein Fehler vorwerfbar“

Bremer Polizei weist Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Mord in der Neustadt zurück

taz ■ Der Mord geschah vor einer Woche: Eine 25-jährige Studentin war in der Bremer Neustadt von ihrer Nachbarin, einer psychisch kranken 41-jährigen Frau, mit mehreren Messerstichen getötet worden (taz berichtete). Seit Tagen überzieht nun vor allem die Boulevardpresse die Behörden mit Vorwürfen und behauptet, das „Opfer der irren Messerstecherin“ könne noch leben, wenn „diese Stellen nicht versagt hätten“. Eine Zeugin wird zitiert, die selbst schon Opfer körperlicher Attacken der Frau geworden sei. Und auch das Mordopfer selbst habe nach einem früheren „brutalen Übergriff“ Strafanzeige gegen die Frau erstattet gehabt – ohne Konsequenzen.

Die Bremer Polizei wehrte sich gestern gegen jeden „Verdacht der strafrechtlich relevanten Untätigkeit“. Die Polizei habe in der Vergangenheit insgesamt zwölfmal gegen die Frau ermittelt. „Je nach Delinquenz der Tatverdächtigen“ seien die „erforderlichen Maßnahmen“ ergriffen worden. Nach „eingehender Prüfung der Vorfälle“ sei ein „vorwerfbares Fehlverhalten seitens Beamten der Polizei Bremen nicht festzustellen“, mäandert die Pressemitteilung weiter.

Die Tatverdächtige habe seit Ende 2000 in dem Haus gewohnt, das jetzt zum Tatort wurde. Seit 1990 habe die Polizei mehrfach gegen die Frau ermittelt, unter anderem wegen Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung. Immer wieder habe die Polizei die Unterbringung in psychiatrischen Anstalten „angeregt und durchgeführt“.

Während die Staatsanwaltschaft „erst einmal gar nichts mehr zu der Sache sagen, sondern in Ruhe prüfen“ will, wie ein Sprecher gestern verlauten ließ, wies die Sprecherin des Sozialressorts, Heidrun Ide, Kritik an den Behörden zurück. Der Sozialpsychologische Dienst habe mit der Tatverdächtigen seit 1990 zu tun gehabt. „Im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten“ habe der Dienst „alle gebotenen Maßnahmen ergriffen“. Die Frau habe eine gesetzliche Betreuerin gehabt und sei zuletzt im Mai 2001 in die Psychiatrie zwangseingewiesen worden. jox