sarah bsc
: Echte Filmstars

Während Berlin sich auf die Filmfestspiele vorbereitet und damit die Promidichte in der Stadt steigt, während der sehr blöde Tom Cruise und der etwas nettere, aber auch ziemlich langweilige Brad Pitt in Berlin weilten und ihre neuesten Produktionen bewarben, während also ziemlich alle auf Filme wie „Walküre“ und „Benjamin Button“ starren, gibt es für Herthafans abseits des Rummels wirklich großes Kino zu entdecken. Arne Friedrich, so etwas wie der Nicolas Cage von Hertha BSC, hält im Trainingslager Marbella eine Dankesrede für die mitgereisten Fans.

Sprechen wir zuerst über die Produktionsbedingungen: Die sind leider erbarmungswürdig. Das Licht ist grausam, und auch der Ton ist schlimm. Sicher bedingt durch die schlecht gewählte Kulisse: den Speisesaal eines spanischen Hotels, der steril wie eine Turnhalle wirkt. Hier scheint der Regisseur eine Verbindung zum Thema Sport zu ziehen, will auf die harte Arbeit der Mannschaft in Marbella verweisen – aber insgesamt erscheint das doch sehr holzschnittartig.

Gerettet wird dieser Film, der unter dem gut gewählten Titel „Gemeinsames Essen von Fans und Team“ auf der Hertha-Internetseite zu finden ist, allein vom Hauptdarsteller Arne Friedrich. Friedrich strahlt von innen, er sieht gut aus, und das ist wahrhaftig nicht einfach in dem roten Sweatshirt mit dem Logo der Bahn und den schwarzen Bollerhosen, in das ihn die Kostümbildner gesteckt haben. Friedrich hat seinen Text außergewöhnlich gut interpretiert, die leichte Verlegenheit, das gelegentliche Suchen nach den richtigen Worten, die unauffälligen Wiederholungen, die er eingebaut hat, geben seiner Figur eine überwältigende, fast gespenstische Authentizität.

Die meiner Meinung nach beste Szene kommt kurz vor dem überraschenden Schluss, der hier natürlich nicht verraten wird: Nur durch einen kleinen, fast beiläufig gesprochenen Satz von Jaroslav Drobny wird auf die Internationalität der Mannschaft verwiesen. Ein genialer Kniff, den man sich immer wieder ansehen könnte.

Und das Schönste: Während Tom Cruise, Brad Bitt und die anderen Stars nur auf Stippvisite in der interessantesten Stadt der Welt vorbeischauen, bleibt Hertha BSC mit seinen Stars das ganze Jahr über in Berlin und wird sicher noch für die eine oder andere Überraschung sorgen. Wer wird von der Bildfläche verschwinden, wer taucht aus dem Nichts plötzlich auf, wo wird Hertha am Saisonende stehen? All das ist viel aufregender, als ein einäugiger Scientologe aus Amerika, oder? SARAH SCHMIDT