„HÖB gut aufgestellt“

Chefin der Hamburger Bücherhallen verwahrt sich gegen „Sanierungsfall“-Vorwurf und beklagt Sparzwänge

Es ist die nutzerstärkste Hamburger Kultureinrichtung, sie bedient zu einem erheblichen Teil jugendliche Klientel und kreiert ständig weitere Ideen zur Leseförderung. Jüngste Qualitätssteigerung war der zunächst auf fünf Jahre avisierte Umzug der Hamburger Öffentlichen Bücherhallenb (HÖB) an den Hühnerposten; mittelfristig sollen die HÖB an den künftigen Standort am Domplatz ziehen.

Rund 4,6 Millionen NutzerInnen zählt HÖB-Leiterin Hella Schwemer-Martienßen jährlich, davon 40 Prozent Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren. Und stets ist sie in den vergangenen zehn Jahren bei stagnierenden Subventionen bestrebt gewesen, ein breit gefächertes Angebot aufrecht zu erhalten, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen.

Das gedenkt sie auch weiterhin zu tun: Ruhestandsregelungen sind wichtigstes Element der Sparbemühungen, und hätte Schwemer-Martienßen nach nach eigener Maßgabe handeln können, wäre der jetzt geforderte Sparbeitrag von 900.000 Euro für 2005/2006 ohne strukturelle Einschnitte – sprich weitere schmerzhafte Standort-Schließungen – zu erbringen gewesen.

Doch Kultursenatorin Karin von Welck fordert sofortige Sparmaßnahmen und bezeichnet die HÖB öffentlich als Einrichtung, die „ständig in den roten Zahlen“ sei. Eine These, gegen die sich Hella Schwemer-Martienßen entschieden verwahrt: „HÖB ist kein Sanierungsfall, sondern nachweislich hervorragend aufgestellt. HÖB wird jetzt – das ist eine politische Entscheidung – massiv von Einsparungen betroffen. Ungewiss ist, ob wenigstens ein Teil der jährlichen Tarifsteigerungen, die bei mindestens 350.000 Euro liegen, ausgeglichen werden. Ab 2007/8 kann die Zuwendung schrumpfen, weil dann viele Kollegen altersbedingt ausscheiden.“

Daher müsse jetzt alles getan werden, die Zeit bis dahin finanziell zu überbrücken, damit die jetzt erforderlichen Struktureingriffe vom System verkraftet werden könnten. „Die HÖB sind ein unverzichtbarer bildungspolitischer Faktor“, sagt die HÖB-Chefin und verweist auf das Leseförderungsprogramm, das längst bundesweit Respekt genießt. Petra Schellen