: Der Flughafen nimmt Formen an
Der Planfeststellungsbeschluss für den Großflughafen Schönefeld steht unmittelbar bevor. Bis zum Herbst soll darüber hinaus die Finanzierung geklärt sein. Und ebenfalls im Herbst soll der Flughafen Tempelhof dichtgemacht werden
Nach turbulenten Jahren war es lange Zeit still geworden um das große Infrastrukturprojekt der Region: den Alleinflughafen Schönefeld, der die innerstädtischen Airports Tegel und Tempelhof ersetzen soll. Jetzt steht ein wichtiger Meilenstein kurz bevor. In den nächsten Tagen und Wochen wird der Planfeststellungsbeschluss erwartet.
Dagegen können dann die betroffenen Bürger und Gemeinden klagen. Der Klageweg ist allerdings auf eine Instanz, das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, beschränkt. Die Planfeststellungsbehörde beschäftigt etwa 20 Mitarbeiter mit der Planung des Flughafens, der offiziell Berlin-Brandenburg International (BBI) heißt. Sie hatten die 260.000 in Briefen geäußerten Einwände der Flughafengegner bearbeiten müssen.
„An erster Stelle steht die Befürchtung einer hohen Lärmbelästigung durch den Flugverkehr“, erläutert Rainer Bretschneider, Leiter der Planfeststellungsbehörde in Potsdam. „Zudem wird der Standort als zu stadtnah abgelehnt und Alternativen wie Jüterbog oder Sperenberg genannt.“ Bei der Planfeststellung müssen auch Umweltaspekte wie Lärmbelästung, Schutz des Grundwassers sowie Fragen einer Bodenverunreinigung geklärt werden.
Nach Vorlage einer rechtskräftigen Planfeststellung, voraussichtlich 2005 bis 2006, kann mit dem Bau des Flughafens begonnen werden. Das Projekt soll nach den bisherigen Planungen rund 1,7 Milliarden Euro kosten und muss nach dem Scheitern der Privatisierung komplett öffentlich finanziert werden.
Der Chef der Berliner Flughafen-Gesellschaft (BFG), Dieter Johannsen-Roth, hatte dem Finanzierungskonzept jüngst „gute und konkrete Formen“ bescheinigt. Es gebe mit den Banken „erfolgversprechende Gespräche“. Johannsen-Roth geht davon aus, „dass es im dritten Quartal konkret wird“.
Die Berliner Luftverkehrsbehörde hat bereits dem Antrag der BFG auf Befreiung aus der Betriebspflicht für Tempelhof mit Ablauf des Sommerflugplans Ende Oktober entsprochen. Die Betreiber müssen in diesem Falle den Betrieb flugtechnischer Einrichtungen wie Flughafenfeuerwehr und Sicherheitsdienste nicht mehr gewährleisten.
Mit einem rechtskräftigen Planfeststellungsbeschluss für den BBI soll die Betriebsgenehmigung dann vollständig entfallen. Airlines, die noch in Tempelhof fliegen, wollen gegen die Stilllegung des Innenstadtflughafens klagen. RICHARD ROTHER
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