Angriff auf die Banken

Verbraucherschützer kritisieren, dass niedrigere Zinsen in Deutschland nicht an den Kunden weitergegeben werden

BERLIN taz ■ Die Banken in Deutschland reichen die niedrigeren Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht an die Kunden weiter, so der Bundsverband Verbraucherzentralen (Vzbv) in Berlin. Laut dem Vzbv senkte die EZB in den letzten beiden Jahren zwar die Zinsen um 2,75 Prozentpunkte. Die Ratenkredite von 45 untersuchten deutschen Banken gingen jedoch im Schnitt nur um 1,19 Prozent nach unten.

Die Daten der meist überregionalen Banken werden von der Frankfurter Finanzberatung Max Herbst wöchentlich gesammelt. Die EZB senkte die Zinsen, um das geringe Wirtschaftswachstum im Euroraum, vor allem in Deutschland, zu steigern. Auch für die Verbraucher geht es um hohe Summen: Laut der Bundesbank sind Privathaushalte in Deutschland mit 1,5 Billionen Euro verschuldet. Diese Summe setzt sich grob zusammen aus einer Billion Euro Immobilienkredite, 300 Milliarden für gewerbliche Zwecke und 200 Milliarden so genannter Konsumentenkredite, etwa Ratenzahlungen und Überziehen der Girokonten. Behalten die Banken wie geschehen 1,56 Prozent der Zinssenkungen für sich, dürfte das im Jahr eine zweistellige Milliardensumme ausmachen.

In der Berliner Zeitung kritisierte gestern auch Bundes-Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) die Banken: „Ich appelliere an die Banken, sich bei der Zinsfestsetzung fair zu verhalten.“ Habenzinsen gingen derzeit sofort mit der EZB-Zinssenkung nach unten, bei Kreditzinsen passiere höchstens mit Verzögerung etwas. REM