sind sie reformbereit?: „In die Türkei verschwinden“

Der Berliner Politikbetrieb macht Urlaub. Die Reformdebatte führen jetzt die, die es wirklich betrifft – wir alle. Deshalb geht die taz auf die Straße und fragt: Sind Sie reformbereit?

„Meinen Namen sage ich aber nicht! Bei den Reformen verstehe ich nicht alles. Ich bin in der Türkei geboren, seit 33 Jahren in Deutschland und habe einen deutschen Pass. Aber ich kann Deutsch nicht perfekt verstehen. Das ist ein großer Fehler. Ich zahle seit vielen Jahren keine Steuern, weil ich arbeitslos bin. Wenn ich Arbeit habe, dann würde ich welche zahlen. Aber erst mal muss ich Arbeit finden. Ich bin Metallarbeiterin, professionell.

Meine letzte Festanstellung war vor vielen Jahren, und vergangenes Jahr hatte ich eine ABM-Stelle. Immer zu Hause warten ist langweilig. Ich bin richtig ehrlich und hatte immer nur für kurze Zeit Arbeit. Da habe ich schlechtes Glück gehabt. Die Politiker sollten den Leuten Arbeit geben.

Seit ein paar Monaten denke ich darüber nach, meinen deutschen Pass zurückzugeben. Wenn ich kaum Rente kriege, kann ich auch überlegen, in die Türkei zu verschwinden. Keine Ahnung, wie viel ich bekommen werde. Ich bin noch jung. Wie alt ich bin? Eine Frau darf man nicht nach dem Alter fragen.“AUFGEZEICHNET VON
BARBARA BOLLWAHN