kreditwucher
: Vergleichen statt lamentieren

In ihrer bewährten Doppelschlagstrategie haben Verbraucherministerin Renate Künast und die oberste Verbraucherschützerin Edda Müller den Zinswucher der deutschen Banken beklagt. Sie drückten sich zwar zurückhaltender aus, aber letztlich handelt es sich um Wucher. Denn die Banken geben die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) nur zum Teil weiter an die Kunden. So kamen von den 2,75 Prozent, um die die EZB in den vergangenen zwei Jahren das Geld für die Banken verbilligte, nur 1,2 Prozent bei den Kunden an. Bei mehreren hundert Milliarden jährlicher Kredite über Raten-, Dispo- oder andere Darlehen kommen so einige Milliarden Extraverdienst zusammen – während die mögliche Wirkung der Zinssenkungen auf die Konjunktur ausbleibt.

Kommentar von REINER METZGER

Dummerweise ist die Politik hier hilflos. Schließlich kann der Staat den Banken nicht auf das Prozent genau die Kreditkonditionen vorschreiben. Das ist weder sinnvoll noch politisch durchsetzbar. Auch das Bundeskartellamt ist in diesem Bereich zahnlos: Es konnte nicht einmal den Chef des Bundesverbandes Deutscher Banken belangen, als der im vergangenen Dezember frech verkündete, die Banken könnten es sich nicht leisten, die Zinssenkungen weiterzugeben. Nach dem Motto: Wir haben so viele Milliarden in den Kauf angelsächsischer Investmentbanker und abgestürzter Aktien versenkt, dass nun Gewerbetreibende und Privatkunden die Zeche zahlen müssen.

Und die Sparkassen (angeblich von den Kommunen kontrolliert) sowie die genossenschaftlichen Raiffeisen- und Volksbanken (angeblich von den eigenen Kunden kontrolliert) sind dabei kaum besser als ihre privatwirtschaftlichen Konkurrenten. Vor allem den Bürgermeistern ist der möglichst hohe Profit von der Sparkasse für den Stadtsäckel wichtiger als das Wohl der Bürger und Wähler.

Was bleibt nun zu tun? Wie so oft kann der Verbraucher auch ohne Gesetzgeber vieles richten. Er darf nur nicht stupide wie bisher zu seiner Bankfiliale laufen, wenn er einen Kredit benötigt – er muss vergleichen. Schon eine einfache Internetsuche bringt Differenzen im effektiven Jahreszins von mehr als 4 Prozent zutage. Damit ist der Unterschied zwischen den Banken größer als alle nicht weitergegebenen Zinssenkungen. Wenn die Geldverleiher merken, dass der Kunde vergleicht, überlegen sie wohl doch noch einmal, wie das mit dem Wettbewerb eigentlich gemeint war.

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