Elite-Uni droht Elite-Flop

Die Eröffnung der Elite-Hochschule für Nachwuchsmanager im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude wird sich weiter verzögern. Bislang fehlt ein Antrag zur Lehrerlaubnis – und noch jede Menge Geld

von ADRIENNE WOLTERSDORF

Nach Einschätzung der Berliner Wissenschaftsverwaltung könnte sich die Eröffnung der geplanten „European School of Management and Technology“, kurz ESMT, weiter verzögern. Ursprünglich sollten schon in diesem Jahr die ersten Top-Seminare für Deutschlands Führungsnachwuchs abgehalten werden. Dann wurde vom Lehrstart 2004 gesprochen, gegenwärtig heißt es bei den Initiatoren: Ende 2005. Vergangene Woche mutmaßte Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) gar, los ginge es frühestens 2007.

„Die sollen mir endlich ein Konzept für die Ausbildung vorlegen“, appellierte der Senator ungeduldig an das Elite-Projekt, das als „Harvard an der Spree“ bejubelt wurde. Schließlich ist die Anerkennung der Lehrausbildung unabdingbare Voraussetzung für die geplante Übertragung des Staatsratsgebäudes am Schlossplatz vom Bund auf das Land Berlin.

Obwohl die Business-Kaderschmiede Ende letzten Oktober mit viel Tamtam und in Anwesenheit des Bundeskanzlers und aller wichtigen Wirtschaftsbosse gefeiert wurde, ist bislang kaum etwas geschehen. Anfänglich insinuierten Zeitungsberichte, die Berliner Verwaltung lege dem Projekt Steine in den Weg – vielmehr ist aber richtig, dass dem Senat bis heute kein genehmigungsfähiger Antrag vorliegt. Dabei hatte ThyssenKrupp-Chef Gerhard Cromme sich bei der Feier bereits beim Wissenschaftssenator „für die Inaussichtstellung der wissenschaftlichen Anerkennung“ bedankt.

Schon länger vermuten Insider (die taz berichtete), der Grund für den sich anbahnenden Elite-Flop sei das wachsende Desinteresse der Industriellen am Projekt. Kurz gesagt, man habe in den Konzern-Vorstandsetagen unterschätzt, welche Mühen die Gründung eines „Harvard“ eigentlich bereitet. 125 Millionen Euro wollten die Konzerne in die private Hochschule stecken. Angeblich seien 100 Millionen eingezahlt worden. Der Rest fehlt beharrlich.

Ärgerlich ist, dass der Schulterschluss des deutschen Kapitals das Land Berlin richtig viel Geld kosten soll. Obwohl die Unternehmen das Staatsratsgebäude vom Senat mietfrei erhalten würden, verlangen sie für den Umbau des Gebäudes zusätzlich 25 Millionen Euro von der Pleite-Hauptstadt. Eine weitere öffentlich finanzierte Hochschule könne sich die Stadt aber beim besten Willen nicht leisten, protestieren die Grünen.

Ein weiterer Verzögerungsgrund könnte bald auch ein ganz irdischer sein: Die Breite Straße, an der das Staatsratsgebäude in Nachbarschaft zum Auswärtigen Amt liegt, soll zur Rekonstruktion des historischen Stadtgrundrisses schmaler gebaut werden. Solange wären auch Pläne der PDS schwer zu realisieren, die den Innenhof des Gebäudes der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Zunehmend deutlich wird jedenfalls, dass es für Berlin ratsamer ist, sich schon mal andere Mieter anzuschauen.