Stasi-Bericht sorgt für Turbulenzen

Flughafen Schönefeld: Laut Akten der Stasi liegen angeblich unter dem Airport noch Bomben in Bunkeranlagen. Gefahr soll bei Ausbauplänen verschwiegen worden sein. Flughafen-Sprecher dementiert. CDU: Strieder soll Urlaub streichen

Als „Luftnummer“ hat gestern eine Sprecherin der Flughafengesellschaft BBI Berichte zurückgewiesen, mögliche Altlasten und Bunkeranlagen unter dem Airportgelände Schönefeld könnten zu dessen Schließung oder erneuter Verzögerung bei der Planfeststellung führen. Die Annahme, in Stollen auf dem Fluggelände befänden sich noch Munitionsdepots sowie Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg und voll getankte Flugzeuge, sei „aus der Luft gegriffen und falsch“, so die Sprecherin zur taz. Es habe in der Vergangenheit umfangreiche geologische Untersuchungen und Lagegutachten gegeben, die weder neue Erkenntnisse noch eine Gefährdung des Verkehrs und der geplanten Baumaßnahmen ergaben.

Das Magazin Spiegel meldet in seiner neuesten Ausgabe, Akten der Stasi würden belegen, dass sich in unterirdischen Anlagen noch die genannten Altlasten befänden. Schon zu DDR-Zeiten seien bei Bauarbeiten auf dem Gelände Munition und Waffen gefunden worden. Geologen hätten „verdeckte Hohlräume“ festgestellt – Reste unterirdischer Bunkeranlagen, in denen sie „noch Munition und voll getankte Flugzeuge“ vermuteten. In einem Interflug-Bericht vom November 1988 stehe, es werde „immer deutlicher, dass die generelle Freimachung des Flughafens Berlin-Schönefeld nicht durchführbar ist“. Für den Chef des Bürgervereins Brandenburg-Berlin, Ferdi Breidbach, drängt sich danach „der Eindruck auf, dass bei den Untersuchungen des Baugeländes in den Neunzigerjahren konsequent an den falschen Stellen gesucht wurde“, um den Ausbau des Flughafens zum Single-Airport nicht zu gefährden.

Sowohl Burkhard Kieker, Projektleiter des Flughafens Berlin-Brandenburg, als auch Lothar Wiegand, Sprecher des Potsdamer Bauministeriums, wiesen die Berichte zurück. Es habe seit Beginn der Neunzigerjahre umfangreiche historische Recherchen gegeben und es sei auch bekannt gewesen, dass der Flughafen als Kriegsproduktionsstätte gedient habe. Es sei aber nichts Alarmierendes entdeckt worden, so Kieker, die Gänge seien leer gewesen. Von Gegnern des Flughafenprojekts würde immer wieder versucht, „abenteuerliche Behauptungen“ aufzustellen.

Wiegand bezeichnete die Bedeutung der Dokumente der Stasi und der Interflug als „Gerüchte für das Sommerloch“. Es sei zudem nicht zutreffend, dass Hinweise auf Altlasten verschwiegen worden seien, um den Ausbau Schönefelds politisch voranzutreiben.

Konsequenzen aus dem Bericht haben dagegen die Berliner Oppositionsparteien gefordert. Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Henkel, rief Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) auf, „unverzüglich aus dem Urlaub zurückzukehren und den Sachverhalt zu prüfen. Bei einer akuten Gefahr für Menschenleben muss der Airport dichtgemacht werden.“ Die Umweltexpertin der Grünen-Fraktion, Claudia Hämmerling, sagte: „Wenn sich der Bericht des Nachrichtenmagazins als wahr erweisen sollte, muss der Flugbetrieb sofort eingestellt werden.“

ROLF LAUTENSCHLÄGER