unterm strich
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Zehntausende Menschen haben am Wochenende in Miami Abschied von der verstorbenen Salsa-Sängerin Celia Cruz genommen (taz vom 18. Juli). Am „Freedom Tower“ der Stadt, wo ihr Sarg aufgebahrt wurde, wehte die kubanische Fahne auf Halbmast. In dem Gebäude waren nach der Revolution von 1959 die ersten Flüchtlinge aus Kuba von den US-Einwanderungsbehörden abgefertigt worden, heute gehört es einer führenden Organisation von Exilkubanern. Der Leichnam der Sängerin war am Freitag von New York nach Miami überführt worden, wo in Stadt und Region rund 700.000 Exilkubaner leben. Für viele von ihnen galt Celia Cruz als ein Symbol der Opposition gegen die kubanische Führung unter Staatschef Fidel Castro, weil sie sich nach der Revolution von 1959 mit ihrer Gruppe in die USA abgesetzt hatte.

Lokale Fernsehsender schätzten die Zahl der Trauernden in Miami am Samstag auf mindestens 150.000 Menschen. Die Polizei wollte keine Angaben machen, räumte aber ein, die Zahl sei deutlich höher als erwartet. In glühender Hitze warteten die Menschen, vor allem Kubaner und andere Lateinamerikaner, am Samstag zum Teil mehrere Stunden, bevor sie der „Königin des Salsa“ ihre letzte Ehre erweisen konnten. Während einige in der langen Schlange vor dem Sarg tanzten und Salsa sangen, ließen andere ihrem Schmerz und ihren Tränen freien Lauf. „Celia, du bist unsere Königin, du bist unser Kuba, du bist unsere Fahne“, hieß es auf einem Spruchband. Auch viele Kollegen kondolierten: „Ihre Musik berührte nicht nur die Seele, sie beeinflusste auch Generationen von Sängern und Songschreibern“, gab der Latin-Popstar Ricky Martin zu Protokoll. Das offizielle Kuba hingegen reagierte verhalten: Nur mit einem kurzen Nachruf reagierte das Zentralorgan der Kommunistischen Partei in Havanna auf den Tod der, so viel wurde zugestanden, „wichtigen“ Sängerin. Nach einem Trauermarsch am Samstagabend sollte der Leichnam am Sonntag wieder nach New York überführt werden. Am Dienstag soll die Sängerin in New Jersey beigesetzt werden.