Atomstreit geht weiter

Erhöhte Werte eines radioaktiven Gases deuten aufeine weitere versteckte Atomanlage in Nordkorea hin

SEOUL/WASHINGTON afp ■ Nordkorea verfügt nach einem US-Medienbericht möglicherweise über eine weitere geheime Anlage zur Herstellung von atomwaffenfähigem Plutonium. Dies legten erhöhte Werte des radioaktiven Gases Krypton 85 nahe, die an den Grenzen zu Nordkorea gemessen worden seien, berichtete die New York Times gestern unter Berufung auf asiatische und US-Vertreter mit Verbindungen zu Geheimdiensten. Das Edelgas wird bei der Wiederaufarbeitung von Brennstäben freigesetzt.

Treffen die Angaben zu, verfügt Nordkorea über mindestens zwei versteckte Anlagen zur Herstellung von atomwaffenfähigem Material. Computeranalysen zur Emission von Krypton-Gas über der koreanischen Halbinsel deuteten darauf hin, dass die bekannte Atomanlage Yongbyon nicht der Ursprung sein könne, berichtete die New York Times weiter. Das Gas könnte vielmehr von einer zweiten, möglicherweise unterirdischen Geheimanlage stammen.

Dem Blatt zufolge wissen die USA nicht, wo sich die mutmaßliche Anlage befindet. US-Vertreter gingen jedoch davon aus, dass bis zur Herstellung von waffenfähigem Plutonium noch mehrere Jahre vergehen dürften.

Aufgrund des Atomstreits hat Nordkorea mit Aufkündigung des Waffenstillstands von 1953 gedroht. Diesen „starken Schritt“ werde die Führung in Pjöngjang unternehmen, sollten die USA ihre Truppenpräsenz im Süden der geteilten Halbinsel verstärken und über den Norden eine Blockade verhängen, hieß es gestern in der staatlichen Zeitung Rodong Sinmun.