Kommentar: Integrationsstiftung
: Der neue Stiftungsboom

Die neue „Stiftung für Integration in Nordrhein-Westfalen“ liegt im Trend. Gutes tun soll das neue Organ des Landesbeauftragten und der Handelskammern; Grenzen überwinden, Chancen ermöglichen. Aber warum muss ein Landesbeauftragter eigentlich eine Stiftung gründen?

Hintergrund: Die Bundesregierung entrümpelte vor Jahresfrist das Stiftungswesen, sie können nun mannigfachen Zwecken dienen. Noch wichtiger: Die Stiftungs-Konjunktur verweist auf die Nöte der öffentlichen Hand. Staatliche Rekordschulden verhindern Investitionen und Innovationen. Und durch rigides Haushaltsrecht und Rechtsaufsicht der Bezirksregierungen werden staatliche Körperschaften auf ihr Rudimenthandeln reduziert. Jugendarbeit, Kulturelles, Integratives und auch gesellschaftliche Versuchslabore, in denen neues Zusammenleben geübt wird, müssen sich um neue Geldquellen bemühen.

Und deshalb ist diese neue Landesstiftung nicht nur ein Grund zur Freude, sondern auch zur Sorge: Denn obwohl in NRW enorme private Sparguthaben vorhanden sind – die Bereitschaft als Mäzen aufzutreten, ist hierzulande nicht ausgeprägt. Anders als in den USA erwartet der Bürger, dass sich der Staat um Integration oder Hochkultur kümmert. Diesen Anspruch Stiftungen zu überweisen, zeugt von schleichender Entstaatlichung.

CHRISTOPH SCHURIAN