Mit Worten gegen Männergewalt

Anregungen von 100 Kölner Jugendlichen zur Abwehr von Gewalt gegen Mädchen liegen nun als Broschüre vor. Verbände beklagen mangelnde Hilfe für Beratungsstellen

„Schmiert dir Honig um den Mund /

Versucht dich zu locken /

In jeder Hinsicht dich zu

schocken /

Fühlst dich in die Ecke gedrängt /

Versuchst dich zu wehren /

Die Arme verschränkt,/

Was hat er bloß für einen Grund?“

„SOS“ heißt der Song der Kölner Mädchenband „Injustice“. Er ist Produkt eines Wettbewerbs, bei dem sich rund 100 Kölner Jugendliche mit dem Thema „Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist voll daneben“ auseinander gesetzt haben. Das war im Jahre 2001. Jetzt hat das „Kölner Aktionsbündnis gemeinsam gegen Männergewalt an Frauen“ ein 52-seitiges Büchlein aus den Beiträgen gemacht. Das Heft ist über den Buchhandel für 4,80 Euro erhältlich und soll in den kommenden Wochen in 500-facher Auflage an Kölner Schulen und Jugendeinrichtungen verteilt werden.

„Wir wollen so die Multiplikatoren aus Schule und Jugendarbeit ermutigen, sich mit dem Thema Männergewalt an Frauen und Mädchen zu beschäftigen“, erklärt Heinz Alenfeld vom Aktionsbündnis. Und die diversen Beiträge der Jugendlichen, die dazu Fotoromane, Gedichte, Lieder, Kollagen und Skulpturen gemacht hatten, gäben viele Anregungen, wie man sich etwa im Unterricht mit dem Thema befassen könnte, ergänzt Imgard Kopetzky, Mitarbeiterin beim Notruf für vergewaltigte Frauen.

Nötig ist dies allemal: Zwar wird das Thema Gewalt an Schulen inzwischen viel diskutiert. Dagegen sei sexualisierte Gewalt an Mädchen immer noch tabuisiert, sagt Kopetzky. „Da bekommen Betroffene, Freunde und Schüler noch zu wenig Hilfe von ihren Lehrern“.

Unterdessen beklagen Kölner Beratungsstellen die mangelnde finanzielle Unterstützung durch die Politik. So kritisiert Frauke Mahr vom Verein „Lobby für Mädchen“, der ein Mädchenhaus betreibt, die aktuelle Präventionskampagne der Bundesregierung „Hinsehen. Handeln. Helfen.“. Das Familienministerium stelle hier zwar vollmundig Forderungen auf, kümmere sich aber nicht um die finanzielle Ausstattung der Beratungsstellen. Die Folge der Einsparungen: Sukzessive machten Einrichtungen dicht, wie zuletzt die Familienberatung in Rodenkirchen. Mahr: „Dabei ist der Beratungsbedarf schon jetzt größer als unsere Kapazitäten.“

Das ist auch beim Bedarf an sicheren Unterkünften der Fall. Trotzdem schließt das Mädchenhaus „Wasta“ in Ehrenfeld jetzt seine Türen. Es war in NRW die einzige Einrichtung, die speziell islamischen Mädchen und jungen Frauen geholfen hat. Aber die Jugendämter in NRW nahmen es immer weniger in Anspruch. Der Grund für ihre Zurückhaltung: Mit seiner intensiven Betreuungsarbeit war „Wasta“ den Ämtern schlicht zu teuer.

Susanne Gannott

www.gemeinsam.org