Säuselnder Punk

American Analog Set spielen in Bremen

Ganz ohne Radau zu schlagen, abgeklärt und erwachsen, also eigentlich sehr „unpop“ klingen die Texaner von American Analog Set. Natürlich ist das Absicht. Und ganz explizit positioniert sich die Band so als Opposition zu allem, was nach Stadion-Rock riecht, dem klassischen musikalischen Feindbild des Punk schlechthin. Doch längst ist Punkrock selbst im Stadion angekommen. Wie sich also abgrenzen?

„Wir wollen schöne Musik machen“, erklärt Andrew Kenny, Sänger und Gitarrist bei American Analog Set, die heute im Römer auftreten. Im Stadion könne leise Musik wie die ihre keine Atmosphäre entwickeln. „Insofern sind ruhige Bands wie wir der eigentliche Punk von heute, nämlich eine Gegenbewegung zum Stadionrock.“

Eine steile These, die zumindest soweit stimmt, als dass American Analog Set wirklich nicht in eine große Arena passen würden. Auch hat sie ihr unspektakulärer Gestus bislang vor jeglichem Rummel bewahrt: Alle zwei Jahre ein neues Album mit reduzierten Gitarren-Songs in gedeckten Pop-, Folk- und Rockfarben, und nicht gerade exzessive Touren durch die klassischen Indie-Rock-Clubs – so geht das nun seit neun Jahren.

Nur der Kontext hat sich dramatisch geändert: Damals verkündeten Zeitgeistliche die Überwindung des Rock mit anderen Mitteln. Heute jedoch ist Rock mit einer Vehemenz zurückgekehrt, dass man gar nicht mehr so genau wissen möchte, wer da Wendehals geworden und wer Betonkopf geblieben ist.

Schneller ging so etwas auch in totalitären Systemen kaum mit den Paradigmenwechseln. Was bleibt, ist die Macht der Liebe, des hehrsten bürgerlichen Ideals: The Promise Of Love, heißt auch das jüngste Album von American Analog Set. Ein Versprechen, dass sie dann doch wieder beinahe zu Bon Jovi ins Stadion bringt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Andreas Schnell

American Analog Set: im Römer, heute, 21. Juni, 21.30 Uhr