Container oder Bremer Häuser?

Veränderung am Rembertikreisel: Architekten suchten nach Möglichkeiten für die Gestaltung freier (Wohn-)Flächen

Bremen taz ■ „Was habt ihr denn hier für ein Gebilde mitten in der Stadt?“ soll ein Wiener Architekt, der auf Einladung der Architektenkammer in Bremen war, angesichts des Rembertikreisels gefragt haben. Eine Frage, die sich viele Bremer und Bremerinnen stellen – und das nicht erst seit vergangener Woche.

Ein so genannter Gestaltungsbeirat hat deshalb – und das ist nicht neu – einen Vorschlag zur Umgestaltung entwickelt: Man will die zwei vielbefahrenen Straßen nordöstlich des Rembertikreisels zu einer vierspurigen Straße zusammenlegen und diese dann mitten durch den Kreisel führen. Dadurch würden ober- und unterhalb dieser ‚neuen‘ Ernst-Glässel-Straße auch neue Flächen frei. Bei drei- bis sechgeschossigen Häusern könnten hier 30.000 bis 40.000 Quadratmeter Gewerbe- oder Wohnfläche entstehen, so der Ortsamtsleiter der Bahnhofsvorstadt und Mitglied im Gestaltungsbeirat Robert Bücking. Aber wer will schon direkt an einer Straße wohnen, über die täglich etwa 37.000 Fahrzeuge brettern?

Das ist der Knackpunkt, der auch Bausenator Eckhoff zu schaffen macht: Kaum jemand würde sich für diese neuen Grundstücke interessieren.

Deshalb hatte der Präsident der Architektenkammer, Michael Frenz, die Idee zu einem Workshop. ArchitektInnen und StadtplanerInnen sollten sich an zwei Tagen über eine mögliche Bebauung der neuen Flächen Gedanken machen. Man wolle versuchen, die berechtigten Zweifel des Senats aus dem Weg zu räumen, sagte Bücking. Aber er zeigt sich überzeugt: „Die Ecke ist cool“; sehr nah am Viertel gelegen. Nun gehe es darum, aus dieser faktischen Nähe auch eine gefühlte Nähe zu machen.

Erste Ideen stellten die TeilnehmerInnen zum Abschluss des Architekten-Workshops am Samstag im Ortsamt Mitte vor. In sechs Gruppen aufgeteilt hatten sie jeweils einen Teil der neuen Flächen zu bearbeiten. Am Ende standen sie jedoch mit vielen übereinstimmenden Ergebnissen da. So sollen die freien Flächen nicht an wenige Großinvestoren gehen, sondern sich durch Einzelbebauung an das Bremer Haus anpassen. Und entsprechend als kleine, familienfreundliche Grundstücke vermarktet werden. Für die an der Straße gelegenen Bereiche plädierten einige allerdings für bis zu achtgeschossige Gebäude – um das dahinter liegende Gebiet vor Lärm und Abgasen zu schützen. Während in den höheren Stockwerken ganz unterschiedliche Wohnungen gebaut werden könnten, müssten dann im Erdgeschoss und den unteren Stockwerken Büroräume und Geschäfte entstehen. So könnte auch eine vielbefahrene Straße mit Leben gefüllt werden. Auch in Paris gebe es schließlich Boulevards mit ähnlich viel Verkehr.

Dass ein solches neues Gebiet sich nur peu à peu entwickeln kann und auch sollte, darauf nahmen viele der ArchitektInnen in ihren Entwürfen Bezug. Am konsequentesten war hier eine Gruppe mit ihrer so genannten Container-Lösung: In verschiedenen Variationen aufgestellte Container sollen noch freie Grundstücke temporär nutzbar machen. Künstler und außergewöhnliche Hotels könnten hier zum Beispiel erst einmal Platz finden und so das Interesse für die neuen Flächen wecken, erklärte der Architekt Hendrik Weiner. Wunder allerdings vollbringen weder Container noch achtgeschossige Häuser. Und auch die dicken Glaswände einer weiteren Planergruppe ändern nichts an der Verkehrssituation. Das weiß auch Bücking: Deshalb sollen die Grundstücke im Vergleich preiswert sein. ims