Dynamischer Aufschlag zur guten Rendite

Morgen startet der Grand Slam im Beachvolleyball auf dem Schlossplatz. Er soll auch das internationale Image des Deutschen Volleyball-Verbandes wieder aufpolieren. Denn der alte Vermarkter musste Insolvenz anmelden

Formvollendete Menschen, die geklont kaum schöner sein könnten, wälzen sich leistungsbejahend im Sand. Ein junges, konsumfreudiges Publikum bejubelt die begnadeten Körper, deren Schweiß nach Caipirinha und Copacabana riecht. So sähe wohl die Idealvorstellung aus, die sich die Organisatoren von dem morgen beginnenden Beachvolleyball-Grand-Slam auf dem Schlossplatz machen. Falls an den sechs Turniertagen endlich die Sonne scheint, wäre die Welt für den Deutschen Volleyball-Verband (DVV) in Ordnung.

„Wir haben eine schwierige Zeit hinter uns“, gesteht DVV-Präsident Werner von Moltke. Der frühere Europameister im Leichtathletik-Zehnkampf („Ich will immer gewinnen“) muss eine herbe Niederlage verdauen. Im Herbst 2003 meldete der Beachvolleyball-Vermarkter „MNP“ Insolvenz an und pritschte die nationale Masters-Serie an den Rande des Ruins.

„Wir sind finanziell geschädigt worden“, gesteht von Moltke. Von ursprünglich acht nationalen Beach-Turnieren in diesem Jahr mussten drei aus dem Programm gestrichen werden. Nun hofft der DVV-Boss, beim Berliner Grand Slam – dem einzigen Turnier der World Tour 2004 auf deutschem Boden – das angekratzte Image auf internationalem Parkett aufpolieren zu können. Sonst dürfte der boomende Funsport ernste Probleme bekommen. Immerhin gilt der Hauptstadt-Event als Test für die 2005 in Berlin stattfindende Weltmeisterschaft.

Um die Vermarktung des mit 600.000 US-Dollar höchstdotierten Turniers auf der Welt- Tour 2004 kümmert sich nunmehr die renommierte Agentur „Sportfive“. Nach einer „kurzfristigen und harten Verhandlungsrunde“, erzählt von Moltke, glauben beide Seiten an ein Gewinn bringendes Happy End.

„Wir waren im November ein fairer Verlierer“, sagt Florian Ness, Vizepräsident der bei „Sportfive“ neu gegründeten Event-Sparte. Dem früheren Hockeyspieler ist anzumerken, dass ihn die damalige Ausbootung durch den Mini-Rivalen „MNP“ um den früheren Volleyball-Nationalspieler Frank Mackerodt schmerzt. Bislang war die international agierende Rechteagentur „Sportfive“ auf Fußball und Boxen spezialisiert. Nun baut man auch auf Sand. Für das Schmetterfestival in der 6.500 Fans fassenden Sandkiste am Schlossplatz wittert Hess gute Renditechancen. „Beachvolleyball ist extrem attraktiv“, doziert der Vizepräsident, „aber die Zeit war knapp.“

Als Titelsponsor firmiert die DaimlerChrysler-Marke „Smart“. Wie hoch die Investition seines Hauses ist, verrät Jürgen Fahr nicht. Der Vertriebschef Deutschland des Global Players mit dem Stern gerät lieber ins Schwärmen beim Image-Transfer von den geschmeidigen Beachboys und -girls auf seine Mini-Mobils: „Eine junge, dynamische Marke mit sehr viel Schwung. Wir hatten schon letztes Jahr auf die Sponsorenschaft geschielt.“ Von Moltke nickt begeistert. Dabei wurde dem DVV-Oberen im Vorfeld ein heißer Flirt mit Volkswagen nachgesagt.

Auch Siegbert Brutschin, in dessen Händen die Gesamtorganisation des Grand Slam liegt, sucht nach dem ultimativen Kick. Er träumt vom Brandenburger Tor als zukünftiger Location für das Sandkistenspiel. „Es ist noch komplizierter als je zuvor“, stöhnt Brutschin, der mit Magengrimmen an den Abriss des Palastes der Republik denkt. Bagger und Bauarbeiter würden das Copacabana-Panorama empfindlich stören. JÜRGEN SCHULZ