Die mit den Laien leiden

Frauen schauen EM (4): Manche Männer tun nur so, als interessiere sie Fußball. Sie sollten das besser unterlassen

Beim Spiel Deutschland gegen Lettland wurde mir schlagartig etwas klar: Männer, die keine Ahnung von Fußball haben, machen in diesen Wochen eine verdammt harte Zeit durch. Nicht die Männer, die gar nicht an der EM interessiert sind. Ich meine die, die mitfiebern und so tun, als hätten sie Ahnung.

Sehr wahrscheinlich wäre es mir nicht einmal aufgefallen, dass Tobi absolut null wusste, wo er sich da hineinritt. Aber es saßen zwei blitzschnelle, schießwütige Oberligaspieler aus Hamburg in der Runde. Den ganzen Fußballabend entlarvten die Profis seine laienhaften Kommentare. Es war grauenhaft. Ich schämte mich für ihn, sank immer tiefer in die Sofakissen hinein.

Schon als die Aufstellung eingeblendet wurde, sagte er: „Ah, Bobic, cool!“ Heie, der eine Profi, zog seine Brauen tief nach unten und sagte: „Alder, das kannst du doch nicht meinen – Bobic? Cool? Alles andere, Digger, alles andere! Warum hat Völler die Lusche überhaupt mitgenommen? Der drückt doch bei Hertha nur noch die Bank!“

Dann begann das Spiel: Die beiden Profis unterhielten sich profimäßig. Es laufe schleppend, die Letten machten hinten dicht, die Deutschen kämen zu wenig über außen, hätten zu wenig herausgespielte Torchancen. Tobi sagte: „Die Deutschen machen ziemlich Druck!“

Zur Mitte der zweiten Halbzeit fiel den Profis das Nachwuchstalent Lahm auf. Er sei wie ein Wirbelwind, versuche vorn etwas zu reißen. Das Einzige, was Tobi hier beizutragen hatte, war ein nahe liegender Witz über Lahms Namen. Wieder Scham. Früher hat Tobi mal gefochten. Ich fand es immer elegant und anmutig. Es hat ihn interessant gemacht. Jetzt ficht er nicht mehr. Keine Zeit – wegen Fußball.

        MIA RABEN