on the rail again: Kaviar für die Iris
Henning Kober bereist per Interrail Europa. Heute: Barcelona
Samstag, 19.36 Uhr. Dicke Tropfen, schwer wie kleine Geschosse, fallen auf die Straße. Es regnet. Zum ersten Mal auf dieser Reise. Ein schmaler Spielzeugladen ist die Schutzhütte. In der Mitte eine Autorennbahn, sechs Spuren, zwölf Kurven. Meine Finger steuern einen Silberpfeil auf der langen Geraden, anbremsen, enge Kurve, die Zeit spult vor. Lieblingssport, denke ich.
Sonntag, 0.08 Uhr. Ankunft vor dem Raumschiff, eine blaue Blume leuchtet über dem Messezentrum, „Rave Planet“ des Sonar by night. Ein Junge, Sternenschönheit in der Milchstraße ferner Amigos, sieht aus wie der kleine Cousin von Justin Timberlake, Body, Bart und Hut – klar verwandt. Die Freunde schubsen und liebkosen sich, der Hut fällt auf den Boden, 101 Ecstasypillen rollen über den Asphalt.
Sonntag, 2.33 Uhr. Kaviar für die Iris. Lichtpunkte explodieren, Speed treibt meinen Körper. Marek und ich treten aufs Gaspedal des Autoscooters, der im hinteren Teil der Halle aufgebaut ist. Marek, verwaschenes T-Shirt mit „Buttsters United“-Print, ein Tourist der Euphorie, zu Hause auf der Isle of Wight, hat ein Ziel in seinen wolkigen Augen: zwei Mädchen mit Zwillings-T-Shirt („Born to perform“). Wir knallen ihnen lachend in die Seite, sie lachen mit. Über den Drehort flimmert das liebe Böse.
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